Ein Mitarbeitergespräch läuft aus dem Ruder

Kolumne "Führungsfehler". Sie liebte ihren Job. Obwohl die Zeiten hart waren, das Team immer kleiner wurde und die Arbeit immer mehr.

Eben war auch die Teamassistentin eingespart worden. Und ihre Chefin war auch gerade gegangen. Das Mitarbeitergespräch führte sie mit deren Vorgesetztem. „Jeder rudert, was er nur kann“, sprach sie für das ganze Team, „wir bitten nur um etwas Unterstützung von oben.“

Das musste er doch verstehen, oder?

Er verstand nicht. Abrupt lehnte er sich zurück. „Ich bin enttäuscht“, sagte er nach unheilschwangerer Pause. „Ich dachte, Sie schaffen das. Ich habe mich wohl getäuscht.“

Was sollte sie davon halten? Im Grunde ihres Herzens hatte sie erwartet, dass er ihr ein paar Euro aufs Gehalt aufschlagen würde, als Dank für frühere und als Motivation für künftige Mehrleistungen. Sie war gewillt gewesen, noch härter zu arbeiten, um den Abgang der Chefin zu kompensieren.

Nach ein paar weiteren unwirschen Sätzen brach er das Gespräch ab.

Sie bald darauf das Arbeitsverhältnis: Im Markt hatte sich der neue Umgangston rasch herumgesprochen. Die Angebote ließen nicht lange auf sich warten.

„Seltsam“, sagt sie heute, „ein bisschen Anerkennung und Verständnis – und ich wäre noch immer dort.“

Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler. Wenn Sie einen solchen loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com

Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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