Allein im Regen

Kolumne „Führungsfehler“. Da saßen sie nun beim Sechsaugengespräch. Und der Karren war so was von verfahren.

Die Personalverrechnerin war am Rande des Nervenzusammenbruchs. Eigentlich darüber hinaus. Sie schluchzte und lamentierte, so lange, bis der zur gefälligen Beobachtung eingeladene HR-Vertreter entnervt die Flucht ergriff.

Zurück blieben die Personalverrechnerin und ihre Chefin, die Finanzdirektorin. Und ja, die hatte ein schlechtes Gewissen. Sie hatte ihrer Mitarbeiterin ein Projekt übertragen, das ihr selbst nicht schwierig vorkam. Ein bissl hineinlesen, ein bissl durchbeißen, das kann doch jeder. Dachte sie.

Die Personalverrechnerin konnte es nicht. Sie fühlte sich in den Regen gestellt und allein gelassen. Ich hätte das bemerken müssen, dachte die Finanzdirektorin. Aber ich ging von mir aus statt von ihr. Für mich wäre das Thema kein Problem.

Weil sie eine grundsätzlich empathische Führungskraft war, ließ sie ihre Mitarbeiterin ausweinen, glättete die Wogen, versicherte sie ihrer Wertschätzung und nahm ihr behutsam das Projekt aus den Händen. Dann ging sie mit ihr essen. Als Danke. Und als Entschuldigung.

Und alles war wieder gut.

Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler. Wenn Sie einen solchen loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com

Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle "Führungsfehler" finden Sie hier.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Führungsfehler

Wechselseitige Beweihräucherung

Kolumne. Es begann mit der kleinen Bitte einer früheren Mitarbeiterin, ihr doch eine Empfehlung auf LinkedIn zu schreiben. Gerne, sagte man, und schrieb frei heraus, was man an ihr schätzte.
Führungsfehler

Anfängerfehler

Kolumne. Ein Geschäftsführer will ein neues Warenwirtschaftsprogramm, speziell auf seine Bedürfnisse abgestimmt. Sein Programmierer legt ein Angebot. "Zu teuer", kommentiert der Geschäftsführer.
Führungsfehler

WiFi down

Kolumne. Ein Studentenheim mit instabilem Internetzugang. Nicht, dass heutzutage jemand WiFi brauchen würde.
Führungsfehler

Wenn sich 30-Jährige vor 20-Jährigen fürchten

Kolumne. Noch jede Generation hatte ihre Konflikte mit den nachfolgenden. Glaubt man der New York Times, kommt es diesmal schlimmer: Vor der Generation Z kapitulieren selbst Millennials.
Führungsfehler

Erst denken, dann demonstrieren

Kolumne. Dieser „Führungsfehler“ schließt nahtlos an den vorhergehenden an. Er stammt von einer engagierten Mutter, die an einer „Fridays for Future“-Demo teilnahm. Zur Erinnerung: Dort geht es um die Umwelt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.