Kolumne

Wie man es macht, es ist falsch

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Buchhaltung stöhnte seit Monaten über einen Rückstau. Manche Kunden warteten über ein Jahr auf ihre Rechnung. Woran das lag? Die Personalchefin ging auf Ursachensuche.

Sie fand sie in Person einer älteren, bewährten Buchhalterin, die aber mit den neuen Computern einfach nicht umgehen konnte. Die Kolleginnen deckten sie und arbeiteten hinter ihr drein, kamen jedoch nicht mehr nach. „Wir wollen nicht schuld sein, dass sie ihren Job verliert,“ gestanden sie unter vier Augen, „aber...“

Die Personalchefin wandte sich an der Geschäftsführer. „Engagieren Sie eine neue Kraft und, sobald sie da ist, kündigen Sie die alte. Kein Wort zu ihr vorher!“, entschied der Geschäftsführer. Was so ziemlich das Letzte war, was er in der Angelegenheit von sich gab.

Es gab viele Bewerberinnen. Junge, engagierte, denen aber die Erfahrung fehlte, und ältere, in deren Augen schon ihr Pensionsstichtag stand. Die Wahl fiel auf eine junge, die sofort anfangen wollte.

Die Ältere wurde gekündigt, weigerte sich jedoch, ihren Platz zu räumen. Ein unseliger Schwebezustand begann: Die Ältere ging nicht, die Junge konnte nicht anfangen. Der Rückstau wurde immer größer. Die Personalchefin konnte nicht durchgreifen und der Geschäftsführer glänzte durch Abwesenheit.

Die Situation eskalierte, als ein wichtiger Termin beim Finanzamt nahte. Dann nämlich begann die Ältere mit dem Konsumieren ihres Resturlaubs. Die Jüngere war noch nicht eingeschult. Die Kolleginnen gaben der Personalchefin die Schuld. Die davor am lautesten geschimpft hatten, machten ihr nun die lautesten Vorwürfe. Die Personalchefin wollte die Junge in Kurse schicken, aber der Geschäftsführer wollte kein Geld ausgeben.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann wursteln sie noch heute.

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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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