Kolumne "Führungsfehler". Der Marketingleiter war ein Duckmäuser. Der Verkaufsleiter ging über Leichen.
Es ging um nichts Großes. Nur um das jährliche Herbstfest des ländlichen Produktionsbetriebes, das diese beiden gemeinsam auf die Beine stellen sollten. Die Eckpfeiler – Location, Catering, Gästeliste – standen. Nur Details waren noch offen.
Welche Musik nehmt ihr?, fragte der Chef beim Monatsmeeting. Die 80er!, platzte der Finanzchef heraus. Schlager!, rief die Personalistin hoffnungsvoll. Chillout Lounge, näselte die Assistentin der Geschäftsleitung.
Forschend blickte der Chef zum Marketingleiter. Der rutschte auf seinem Sessel hin und her. Er konnte keine Mehrheit heraushören. Eigene Meinung hatte er nicht. Und, verflixt noch mal, er hatte keine Ahnung, was der Chef gern hörte. Was sollte er antworten?
Punk!, brüllte da der Verkaufsleiter neben ihm. Punk? Der Marketingmann wollte gerade das Gesicht verziehen, da registrierte er das breite Grinsen des Chefs. Punk…, wiederholte der, und dass das mal etwas Neues wäre. Dann begann er mit dem Verkaufsleiter fachzusimpeln. In ihrer Jugend waren beide Johnny Rotten-Fans gewesen. Ich will die Sex Pistols!, schlug der Verkaufsleiter mit den Handflächen auf den Tisch. Die anderen zählten nicht mehr. Die Sache war gegessen.
Fortan herrschte in der Chefetage ein neuer Ton. Wann immerr Chef und Verkaufsleiter zusammentrafen, „punkten sie herum“, wie es die Assistentin der Geschäftsleitung pikiert formulierte.
Und, welch Wunder, bald darauf erhielt der Verkaufsleiter die Prokura.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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