Kolumne "Führungsfehler". Der Country Manager legte großen Wert auf ein junges, dynamisches Team. Dass er seine Mitarbeiterinnen - allesamt Jungakademikerinnen - nach Aussehen rekrutierte, bestritt er. Sie schmückten ihn, fand er. Und dass ihm das zustand.
Die wenigen reifen Einsprengsel seiner Truppe waren Altlasten seines Vorgängers. Er duldete sie bis zu ihren frühen Vierzigern, mied sie aber tunlichst. Sie waren nicht so leicht zu führen wie seine Jungakademikerinnen. Näherten sie sich ihrem 49. Geburtstag, entledigte er sich ihrer, rasch und elegant. Natürlich nannte er nie das Alter als Grund. Irgendeinen Vorwand fand er immer.
Dann kann der Tag, an dem er, wie jedes Quartal, vor seinem DACH-Manager stand. „Wir müssen uns von ihnen trennen“, eröffnete ihm der mit undurchdringlicher Miene, „die Dynamik des Marktes verlangt eine neue Art von Führung.“
Er schnappte nach Luft. Die Worte kamen ihm bekannt vor. Hatte er sie nicht eben erst bei einem seiner Gruppenleiter gebraucht? Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: In zwei Wochen wurde er 49.
Darauf hatte er glatt vergessen.
Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler. Wenn Sie einen solchen loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com
Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle "Führungsfehler" finden Sie hier.