Kolumne "Führungsfehler". Hendrik war der Europa-Direktor einer Konzerntochter. Zu Weihnachten kam er immer angeflogen.
Hendrik war Holländer und hatte das charmante Lispeln seines Volkes perfektioniert. Doch alle, die ihm nahekamen, wussten: Hendrik spuckt. Heftig. Ihm schien das nicht aufzufallen.
Auf der Weihnachtsfeier wollte er der Personalleiterin die Leviten lesen. Er stimmte nicht mit ihrer Personalpolitik überein und plante, ihr das in aller Deutlichkeit zu sagen. Besser gesagt spucken.
Schon beim Festmenü musste sie neben ihm sitzen. Da konnte sie sich noch dem Essen zuwenden und seine Spuckgeschosse in ihrer Haarmähne abfangen.
Danach entschuldigte sie sich und strebte an die Bar. Er folgte ihr, besorgte sich ebenfalls einen Drink und redete wild auf sie ein. Sie spürte den Spuckeregen auf Wangen, Nase, Mund und – ganz schlimm – Augen. Wie viel Spucke hält Mascara aus?, fragte sie sich.
Sie wich zurück. Er kam ihr nach, energisch gestikulierend. Sie floh auf die andere Seite der Bar. Er folgte ihr. Erregt spuckend versperrte er ihr den Weg.
Den Kollegen entging das nicht. Doch nur der IT-Leiter hatte den Mut einzugreifen. Festen Schrittes näherte er sich der Bar, murmelte, die Personalchefin werde gebraucht, und zog sie fort.
Außer Sicht reichte er ihr ein Taschentuch.
Sie vergaß es ihm nie.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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