Kolumne "Führungsfehler". No more plastic, bestimmte der Kantinenchef. Es war gut gemeint, aber es ging furchtbar in die Hose.
Solange es nur um die Meere und um die Schildkröten ging, schimpfte der Kantinenchef (wie alle anderen auch) bloß über das böse Plastik. Aber nun war Mikroplastik in menschlichen Mägen gefunden worden. Das störte ihn nun doch.
Ich muss Haltung zeigen, dachte er. Und verbannte flugs alle Plastikbecher aus den Kaffeeküchen im Unternehmen. Die Marketingkolleginnen organisierten ihm Mehrwegbecher aus Bambus, sehr stylish, waschbar und mit Firmenlogo. Er wollte sie den Mitarbeitern zum Sonderpreis von fünf Euro verkaufen. Zum guten Gewissen hätte ihm das auch hübschen Gewinn gebracht.
Leider spielten die Mitarbeiter nicht mit. Sie dachten nicht daran, ihre vertrauten Plastikbecher aufzugeben, Schildkröten hin oder her. „Wir lassen nicht über uns bestimmen“, protestierten sie und „Jetzt erst recht!“
Der Kantinenchef insistierte polternd. Der Widerstand wuchs. Sie kamen mit eigenen Häferln (die nicht in die Kaffeemaschinen passten), Wassergläsern (die der Kantinenchef im ganzen Haus zusammensuchen musste) und ostentativ mit Plastikbechern, die sie anderswo gekauft hatten.
Am Ende holte er die alten Becher wieder hervor. Er hatte erkannt, dass man Menschen nicht zu ihrem Glück zwingen kann. Nur die Marketingkolleginnen, die kamen weiterhin mit den chicen Bambusbechern. Sie hatten ja auch nichts dafür gezahlt.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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