Kolumne "Führungsfehler". Die Personalchefin war von der Postkarte ihres Schihotels entzückt. Das wollte sie auch bei potentiellen Lehrlingen versuchen.
„Wir vermissen Dich“, stand da in roter Handschrift, mit Herzchen verziert. „Komm doch wieder mal zu uns!“ Auf der Rückseite der Postkarte waren verschneite Berge abgebildet, davor das Team des Schihotels. Man winkte ihr fröhlich zu.
Die Personalchefin wusste wohl, dass es sich um eine Marketingaktion handelte. Doch sie verfehlte ihre Wirkung nicht. Ihr kam wieder die Freundlichkeit der Wirtsleute in den Sinn, des Kellners, des Zimmermädchens. Wie wohl sie sich gefühlt hatte. Sie buchte gleich wieder.
Die Idee gefiel ihr so gut, dass sie sie für ihr Lehrlingsrecruiting abkupferte. Lehrlinge pubertieren bekanntlich, sinnierte sie, und sind für Liebesbotschaften besonders empfänglich. Hmmm.
Kurz darauf bekamen viele Jugendliche in der Region Postkarten. Auf der Vorderseite das schmachtende HR-Team (allesamt gestandene Vierzigerinnen), auf der Rückseite „Wir vermissen Dich“ und „Komm doch zu uns!“
Die jugendlichen Empfänger waren geschockt. Postkarten? – kannten sie nicht. Das Foto der (aus ihrer Sicht) reifen Damen? – irritierte sie, gelinde gesagt. Die Botschaft? – mehr als missverständlich.
Beworben hat sich keiner. Im Gegenteil. Sie machten einen großen Bogen um die Firma.
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Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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