Führungsfehler

New Yorker sind direkt

Wie es einer Europäerin in Amerika geht.

Die junge Deutsche hatte den Jackpot geknackt. Ein feiner Job, ein liebes Team, gute Aufgaben, nette Kunden. Was will man mehr?

Allerdings lief ihre US-Arbeitserlaubnis viel zu schnell ab. Um eine neue zu bekommen, musste sich ihr Arbeitgeber mit ihr bewerben, ein langwieriger und teurer Prozess. Ihre Chefin mochte sie und gab ihr Tipps, wie sie den Vorstand überzeugen sollte.

Sie bereitete eine kleine Präsentation vor und bat ihn um einen Termin. „Kein Problem“, antwortete er, „morgen ist Vorstandssitzung. Kommen Sie einfach ins Meeting.“

Müßig zu sagen, dass sie die ganze Nacht ihre Präsentation übte. Dass sie alle möglichen Reaktionen durchspielte, alle denkbaren Fragen antizipierte.

Mit zitternden Fingern klopfte sie am nächsten Morgen an die Vorstandstür. Man blickte sie fragend an. „Liebe Anwesende“, begann sie, „wie Sie wissen, arbeite ich sehr, sehr gerne für Ihre Firma. Ich würde gerne wissen, wie wahrscheinlich es ist, dass Sie sich mit mir für meine nächste Arbeitserlaubnis bewerben.“

Alles hatte sie erwartet.

Aber kein hämisches Gelächter. „Unwahrscheinlich“, ergriff der Chef das Wort, „Wenn Sie PhD wären oder Master… aber Sie sind nur Bachelor.“ Damit winkte er sie aus dem Raum.

Eine Weile verkroch sie sich im Badezimmer. Dann trocknete sie ihre Tränen und ging heim – Jobangebote recherchieren.

So geht es in New York zu. Dieser Führungsfehler stammt von unserer Amerika-Korrespondentin Cornelia Holzbauer.

Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Fehler. Wenn Sie einen solchen loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com

Alle "Führungsfehler" finden Sie hier.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Führungsfehler

Wechselseitige Beweihräucherung

Kolumne. Es begann mit der kleinen Bitte einer früheren Mitarbeiterin, ihr doch eine Empfehlung auf LinkedIn zu schreiben. Gerne, sagte man, und schrieb frei heraus, was man an ihr schätzte.
Führungsfehler

Anfängerfehler

Kolumne. Ein Geschäftsführer will ein neues Warenwirtschaftsprogramm, speziell auf seine Bedürfnisse abgestimmt. Sein Programmierer legt ein Angebot. "Zu teuer", kommentiert der Geschäftsführer.
Führungsfehler

WiFi down

Kolumne. Ein Studentenheim mit instabilem Internetzugang. Nicht, dass heutzutage jemand WiFi brauchen würde.
Führungsfehler

Wenn sich 30-Jährige vor 20-Jährigen fürchten

Kolumne. Noch jede Generation hatte ihre Konflikte mit den nachfolgenden. Glaubt man der New York Times, kommt es diesmal schlimmer: Vor der Generation Z kapitulieren selbst Millennials.
Führungsfehler

Erst denken, dann demonstrieren

Kolumne. Dieser „Führungsfehler“ schließt nahtlos an den vorhergehenden an. Er stammt von einer engagierten Mutter, die an einer „Fridays for Future“-Demo teilnahm. Zur Erinnerung: Dort geht es um die Umwelt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.