Das Erfolgsgeheimnis der digitalen Ära

Management im Kopf: Folge 37. Komplexität meistern. Gute Ansichten für gute Aussichten. Diesmal über System-Modelle, das Erfolgsgeheimnis künstlicher und natürlicher Intelligenz.

Eine Orientierungshilfe für gute Aussichten. In ihrer Kolumne „Management im Kopf“ führt Maria Pruckner in die System Sciences als wichtigste Leitwissenschaft für das Problemlösen und Managen im 21. Jahrhundert ein.

Viele meiner Leser hegen großes Interesse für die Systemwissenschaften, lesen seit Langem viel darüber. Frage ich sie, ob sie in der Praxis damit Probleme lösen können, kommt so gut wie immer die Antwort: „Eigentlich nicht sehr viele.“ Das liegt – man höre und staune – am Lesen. Daher diesmal aus dem eigenen Nähkästchen …

Warum Texte nicht funktionieren

Alle entscheidenden Vorgänge in komplexen Systemen sind von nichtlinearem Charakter. Erklärt man sie mit Sprache, entsteht zwangsläufig eine lineare Abfolge von Worten, die es schwer macht, nichtlinear zu denken. Es ist, als würde man Musik mit Sprache statt Noten festhalten. Man könnte sich nicht vorstellen, wie sie klingt.

Es gibt nur Querverweise

Norbert Wiener brachte das Problem mit Systemen auf den Punkt: „Es gibt keine Antworten, nur Querverweise“ - und zwar von einem Wirkfaktor zu allen anderen. Entscheidende Wirkzusammenhänge in einem Netzwerk kann man nur mit System-Modellen abbilden. Erst sie erklären komplexe Situationen ausreichend klar.

Entwickler-Systeme

Meine System-Modelle sind universell gültige Entwicklersysteme, um vielfältigste und widersprüchliche Zwecke und Ziele unter einen Hut und in Balance zu bringen. Ich entwickelte sie anfangs der 1990er-Jahre für die Entwicklung patientenzentrierter Krankenhausorganisationssysteme mit extrem komplexen Anforderungen.

Organisiertes Wissen

Für universelle System-Modelle organisiert man das generell relevante Wissen über komplexe Systeme so, dass sie die generell vorhandenen Funktions- und möglichen Wirkweisen so abbilden wie sie in der Praxis passieren. So sieht man auf den ersten Blick, was los sein könnte. Auf den zweiten Blick findet man heraus, was los ist.

Diagnose, Prognose, Design

Mit universell gültigen System-Modellen kann man Probleme und Chancen in Beziehungen und Systemen jeder Art treffsicher identifizieren, mögliche Entwicklungen klar erkennen, nachhaltige Lösungen rasch finden und umsetzen oder tolle neue Systeme entwickeln. Geschulten Anwendern gelingt das genauso so gut wie mir.

Ein Blick auf die Digitalisierung

Auch was Computer, Software, Apps, Big Data, die Artificial Intelligence, Robotik oder das Internet of Things können, was sie nutzen und wie sie schaden, hängt nicht von der Digitalisierungstechnik ab, sondern von den System-Modellen, durch die ihre Fähigkeiten geprägt und ihre Leistungen gesteuert und reguliert werden.

System-Modelle sind Denk-Modelle

Nehmen wir eine Roboter-Dame, die an einer Hotelrezeption die Gäste betreut. Sie muss ein Modell für Sprache und Kommunikation eingebaut haben, um sich mit Gästen verständigen zu können, eines der Hotelleistungen, die sie managt, ein Modell gebuchter und freier Zimmer, der Gäste, die an- und abreisen, der Abrechnung, usw.

Künstliche Intelligenz - KI

KI-Maschinen funktionieren also einerseits durch Modelle für bestimmte Funktionen und andererseits durch Modelle für intelligentes Verhalten. Das Modell für intelligentes Verhalten ist meist der intelligente Mensch selbst. Künstliche Intelligenz baut jedenfalls natürliche Intelligenz modellhaft nach, z.B. auch aus der Tierwelt.

Erkennen, wie es funktioniert

Indem System-Modelle die Organisationsstruktur und Funktionsweise von Systemen zeigen, also wie das Zusammenwirken der Elemente gesteuert und reguliert wird, kann man erkennen, wie sie funktionieren. Das ist wie mit den Modellen der Anatomie (Organisation) und Physiologie (Funktionen) des menschlichen Körpers.

Warum System-Modelle wirken

Das Gehirn ist super im Erlernen von Mustern und Regeln, aber schwach im Umgang mit Details. Erst wenn es ein Muster (Modell) vom Aufbau und der Funktionsweise von etwas hat, kann es Sinnvolles mit Details anfangen und aktuell hilfreiches Wissen so aktivieren, dass ohne viel Trial and Error etwas Erfolgreiches herauskommt.

Muster-Erkennung

Was hinter dem Funktionieren aller Entwicklungen der Digitalisierung steckt, ist also programmierte professionelle Mustererkennung, die auf System-Modellen basiert. Je besser in den System-Modellen die Funktionsweise organisiert und erklärt ist, umso besser fallen digitale Fähigkeiten und Leistungen aus.

Intelligente Systeme

Eine der wichtigsten Fähigkeiten intelligenter Systeme ist, neben der Muster-Erkennung an sich, das rasche Erkennen und Korrigieren von Fehlern. Mit Fehlern pflegen leider viele Menschen, kulturgeprägt, einen ziemlich unklugen Umgang. KI-Maschinen sind da völlig emotionslos, deshalb diesbezüglich eindeutig besser.

Fehler liegen in der Natur der Sache

Menschen sind weitaus komplexer als KI-Maschinen. Dadurch können sie zwar viel mehr, aber deshalb sind sie auch viel fehleranfälliger. Das Fehlermachen im Umgang mit komplexen Verhältnissen ist quasi automatisiert; das heißt, es ist von Natur aus in die Funktionsweise des menschlichen Nervensystems und Gehirns eingebaut.

Kostspieliger Traum

Fehler im Umgang mit Komplexem haben also nichts mit Dummheit zu tun. Sie liegen in der Natur der Sache. Wer glaubt, hier keine Fehler zu machen, lebt in einem kostspieligen Traum. Die neurobiologischen Auslöser dahinter sind harte Fakten, die man nicht wegdiskutieren kann, bloß weil man sie nicht kennt oder versteht.

Ein Trick für das Gehirn

Für den erfolgreichen Umgang mit Komplexem kann man die „Fehlerautomatik“, die im Gehirn eingebaut ist, aber überwinden. Meister auf allen Gebieten nutzen dafür System-Modelle, weil man komplexe Verhältnisse nur so unbeirrt beobachten, professionell reflektieren und in Balance bringen kann. Das ist der ganze „Trick“.

Management im Kopf

Wissen und Information allein genügen für das Meistern von Komplexem nie. Beides muss im Kopf zweck- und zielorientiert organisiert sein. Durch das konsequente Arbeiten mit validen System-Modellen wachsen im Gehirn die Neuronennetze für eine realitätsgerechte Intuition. Deshalb spreche ich von „Management im Kopf“.

Entweder/oder

Wie man nicht ein bisschen schwanger sein kann, kann man auch nicht ein bisschen systemisch denken. Entweder man hat ein System mit all seinen Wirkkomponenten und Wirkweisen im Auge oder man hat es nicht. Ohne System-Modelle zu arbeiten ist pseudosystemischer Humbug, der immer und überall enttäuschen wird.

Bauplan des Gelingens und Misslingens

Valide System-Modelle sind mehr als ein paar Kästchen, die man mit Pfeilen verbindet. Sie sind ein realitätsgerechter Bauplan des Gelingens und Misslingens. Sie zeigen, welche Entwicklung in einer bestimmten Situation nicht möglich, möglich und am wahrscheinlichsten ist, also worin es sinnvoll ist, zu investieren.

Wie kann man das bloß sagen?!

Damit sind wir an einem heiklen Punkt angelangt. Viele Leute können noch nicht glauben, dass man dank der Kybernetik ziemlich bestimmt vorweg sagen kann, was effektiv und nachhaltig funktionieren kann und was nicht. Es gibt naturgegebene universelle Muster des Gelingens und Misslingens, auf die man sich verlassen kann.

Designprinzipien für intelligente Systeme

Man spricht hier von Cyber Laws, kybernetischen Naturgesetzen oder Designprinzipien für intelligente Systeme. Kombiniert man die verlässlichsten, entsteht der naturgegebene Bauplan für intelligente, sich selbst steuernde und sich selbst regulierende (=korrigierende) Systeme – für Menschen, digitale Systeme, Roboter & Co.

Gute Ansichten für gute Aussichten

Es gibt also keinen Grund, angesichts der Digitalisierung und Robotik nervös zu werden. Aber es gibt jeden Grund, sich mithilfe valider System-Modelle gute Ansichten für gute Aussichten zu verschaffen.

Maria Pruckner entwickelt seit 1992 verlässliche kybernetische System-Modelle und Denkwerkzeuge für den professionellen Umgang mit hoher Komplexität und Dynamik. Als Beraterin, Trainerin und Coach auf diesem Gebiet gehört sie weltweit zu den am längsten dienenden Problemlösern in der Praxis. Sie arbeitet stark vernetzt mit international führenden Experten aus Wissenschaft und Praxis. Im Rahmen ihres Unternehmens in Wien stattet und bildet sie Führungskräfte sowie interne und externe Experten aus, die in Unternehmen und Institutionen komplexe Situationen professionell meistern müssen.

Wie geht es Ihnen mit dem Meistern von Komplexität?
Schreiben Sie Ihre wichtigste Frage an Maria Pruckner.
Sie wird darauf eingehen.

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