Aufsichtsrat oder nicht?

Kolumne "Hirt on Management". Folge 52. Die richtige Entscheidung.

In unserer Rubrik„Hirt on Management“ beantwortetMichael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach und Keynote Speaker alle zwei Wochen Fragen von Managern zu herausfordernden Situationen und kritischen Entscheidungen.

Frage:

Ich bin angesprochen worden, ob ich eine Position als Aufsichtsratsmitglied eines börsennotierten Unternehmen einnehmen möchte. Was muss ich dabei beachten?

Michael Hirt antwortet:

In letzter Zeit liest man zwar viel über Frauenquoten in Aufsichtsräten, aber sehr wenig darüber, wie unattraktiv in unseren Breiten eigentlich die Aufgabe als Aufsichtsratsmitglied ist.

Erstens, ist die Aufgabe schlecht bezahlt, sogar, wenn man nur von den obligatorischen vier Sitzungen pro Jahr ausgeht.

Zweitens, kann der Zeitaufwand für Aufsichtsratsarbeit schnell explodieren, wenn das Unternehmen in eine Schieflage gerät. Und unter diesen Bedingungen eine Erhöhung der Aufsichtsratsvergütung zu erreichen, ist wohl in den meisten Fällen illusorisch.

Drittens, und das ist der wirkliche Hammer, sind die möglichen persönlichen Haftungen eines Aufsichtsratsmitglieds beträchtlich und auch nur begrenzt versicherbar.

Ich bin nicht sicher, ob alle, die jetzt aus Ehrgeiz oder mit echtem Engagement nach Aufsichtsratspositionen streben, sich der vollen Konsequenzen dieser Punkte wirklich bewusst sind.

Wenn Sie jetzt noch nicht soweit sind, dass sie die Finger davon lassen möchten, dann empfehle ich Ihnen jedenfalls folgende Fragen für sich zu klären, bevor sie sich zum Aufsichtsrat wählen lassen:

Was ist der Status, die Marktposition und allgemeine Reputation des Unternehmens?

Wie ist seine strategische und wirtschaftliche Situation?

Was ist seine bisherige Geschichte und zukünftige Strategie?

Wer sind die Kernaktionäre und was sind deren Ziele und Haltung?

Wie ist das derzeitige Klima und die Zusammenarbeit im Aufsichtsrat und Vorstand?

Sind alle wesentlichen handelnden Personen (z.B. Kernaktionäre, andere Aufsichtsratsmitglieder, Vorstand) "Qualitäts-Menschen", also Menschen mit einer nachweislichen Erfolgsgeschichte ("Track Record") und hohen ethischen Werten?

Was sind die Rahmenvorgaben und Ziele der Eigentümer?

Welche bereits bekannten Problemfelder, Tabus und offenen Konflikte gibt es?

Besteht die Möglichkeit des Abschlusses einer Rechtschutzversicherung und einer D&O-Versicherung (Directors & Officers-Versicherung) auf Kosten der Gesellschaft?

Das Wichtigste in Kürze

Die Aufgabe als Aufsichtsratsmitglied ist mit zahlreichen Risiken und möglichen Mühsalen verbunden, und schlecht bezahlt. Wenn Sie diese trotzdem übernehmen möchten, prüfen Sie vorher genau, ob Sie es mit "Qualitätsmenschen" und mit einem Qualitätsunternehmen zu tun haben.

In „Hirt on Management“ beantwortet Michael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor alle 2 Wochen Fragen von ManagerInnen zu herausfordernden Situationen und kritischen Managemententscheidungen.

Schicken Sie Ihre Fragen an Michael Hirt an:karrierenews@diepresse.com

Die Fragen werden anonymisiert beantwortet.

Ausblick: Die nächste Kolumne von Michael Hirt erscheint am 17. August 2017 zur Frage: Aufsichtsrat, was nun?

Hier finden Sie die gesammelten Kolumnen.

Dr. Michael Hirt, geboren 1965 in Wien, ist Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor. Hirt verhilft Führungskräften zu schnellen Leistungs- und Ergebnissteigerungen, mit hoher Auswirkung auf den Erfolg ihres Unternehmens. Er studierte in Österreich, Kanada (McGill) und Frankreich (INSEAD MBA) und ist weltweit tätig.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.