Soll ich kündigen?

Kolumne "Hirt on Management". Folge 29: Mein neuer Arbeitgeber ist eine Enttäuschung.

In unserer Rubrik "Hirt on Management" beantwortet Michael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach und Keynote Speaker, alle zwei Wochen Fragen von Managern zu herausfordernden Situationen und kritischen Entscheidungen.

Frage:

Mein neuer Arbeitgeber ist eine Enttäuschung. Obwohl ich bisher mit meinem Team gute Leistungen erbracht habe, zögert sich die mir seit Anfang an in Aussicht gestellte Beförderung seit vielen Monaten immer weiter hinaus. Dafür werden gute Gründe genannt, die aber alle nichts mit mir zu tun haben. Was soll ich tun?

Michael Hirt antwortet:

1. Fassen Sie die von Ihnen erzielten Leistungen und Ergebnisse zusammen

Machen Sie für sich eine schriftliche Bestandsaufnahme der Leistungen und der Ergebnisse, die Sie bisher erzielt haben. Gibt es auch objektive Beweise dafür, dass Ihre Leistungen als "gut" einzuschätzen sind? Wie sind die Rückmeldungen von Ihrem Vorgesetzten, seinen Kollegen, anderen Managern, Ihren Kollegen, Ihren Mitarbeitern und Ihren Kunden oder sonstigen externen Partnern? Bestätigen diese Ihre eigene Einschätzung? Fassen Sie auch noch einmal zusammen, was ihnen von wem zum Thema Beförderung in Aussicht gestellt wurde.

Egal, was bei diesem Schritt heraus kommt, sollten Sie jedenfalls den zweiten Schritt, Plan B, angehen. Der erste Schritt ist aber jedenfalls notwendig, weil er Ihnen eine klarere Sicht auf die Realität gibt.

2. Entwickeln Sie einen Plan B

Machen Sie eine Generalüberholung Ihres Lebenslaufes, einschließlich der Einarbeitung Ihrer Leistungen beim neuen Arbeitgeber. Machen Sie eine Liste aller Positionen und Aufgaben, die für Sie interessant sind (und natürlich, auch für die Sie interessant sind!) und eine Liste aller potentiellen Arbeitgeber bzw. Arbeitgebertypen, die daher für Sie erstrebenswert sind. Überlegen Sie auch, welche Positionen bei Ihrem derzeitigen Arbeitgeber, möglicherweise in einem anderen Bereich oder einer anderen Abteilung, interessant sind.

3. Aktivieren Sie Ihr Netzwerk

Frischen Sie Ihre Kontakte und Ihr Netzwerk auf. Hören Sie sich bei Freunden, Netzwerkkontakten, ehemaligen Vorgesetzten, mit denen Sie eine gute Beziehung haben, Personalberatern und anderen Beratern um, welche Möglichkeiten und Chancen es derzeit für jemanden mit Ihrer Ausbildung und Erfahrung gibt. Es geht hier um eine erste, lockere Sondierung. Das Ziel ist, einerseits ein Gefühl für Ihre Möglichkeiten und Ihren Marktwert zu bekommen und zweitens, hoffentlich, Ihr Selbstwertgefühl und Ihre Verhandlungsposition für den vierten Schritt zu stärken.

4. Suchen Sie das Gespräch mit den Entscheidern bei Ihrem Arbeitgeber

Aktivieren Sie sich und suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten und, falls dabei nichts herauskommt, mit seinem Vorgesetzten. Finden Sie heraus, welche Möglichkeiten Sie beim bestehenden Arbeitgeber haben, und versuchen Sie einzuschätzen, ob hier wirklich etwas in Bewegung zu bringen ist.

5. Ziehen Sie Konsequenzen

Lassen Sie sich nicht ewig vertrösten. Es geht um ihre Zukunft. Nutzen Sie die Informationen und Vorbereitungen aus den Schritten 1-3, um eine systematische Arbeitsuche außerhalb ihres bestehenden Arbeitgebers umzusetzen. Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Das Wichtigste in Kürze

Fassen Sie die von Ihnen erzielten Leistungen und Ergebnisse zusammen. Entwickeln Sie einen Plan B. Aktivieren Sie Ihr Netzwerk. Suchen Sie das Gespräch mit den Entscheidern bei Ihrem Arbeitgeber. Ziehen Sie Konsequenzen.

Schicken Sie Ihre Fragen an Michael Hirt an: karrierenews@diepresse.com. Die Fragen werden anonymisiert beantwortet.

Ausblick: Die nächste Kolumne von Michael Hirt erscheint am 29. September zur Frage: Was bedeutet Strategie im Zeitalter der digitalen Revolution?

Hier finden Sie die gesammelten Kolumnen.

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