Wie Sie Ihre Emotionen in den Griff bekommen

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Kolumne "Hirt on Management". Folge 72.

In unserer Rubrik„Hirt on Management“ beantwortet Michael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach und Keynote Speaker alle zwei Wochen Fragen von Managern zu herausfordernden Situationen und kritischen Entscheidungen.

Frage:

Wie bekomme ich als Führungskraft meine Emotionen in den Griff?

Michael Hirt antwortet:

Emotionen, wie z.B. Freude, Zorn und Trauer gehören zum Menschen. Die entscheidende Frage ist allerdings, ob Sie Emotionen haben, oder ob die Emotionen Sie haben. Wer bzw. was hat die Kontrolle?

Menschen mit emotionaler Intelligenz verfügen über die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung und zur Selbstkontrolle, die es ermöglichen, ihre Emotionen bewusst wahrzunehmen und sich die Entscheidungsfreiheit zu erhalten, mit ihnen angemessen umgehen.

Es gibt wenige Situationen, die Mitarbeiter stärker demotivieren, als eine Führungskraft, die die Kontrolle über sich selber verliert.

Daher ist es sinnvoll und wichtig, dass Sie lernen, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten und angemessen mit ihnen um zu gehen.

In der Praxis haben sich dabei folgende Techniken und Vorgangsweisen bewährt:

Abgrenzung
Halten Sie sich von Personen oder Situationen fern, die negative Emotionen, wie zum Beispiel Zorn, bei Ihnen erzeugen, bzw. halten Sie diese Personen oder Situationen von Ihnen fern.

Sie übergeben die Kontrolle an andere
Ein weiterer wichtiger Punkt zur Abgrenzung ist sich bewusst zu machen, dass, wenn eine andere Person Sie durch ihr Verhalten z.B. wütend machen kann, diese Person über Sie Kontrolle ausübt. Sie sind dann nicht mehr selbst gesteuert, sondern fremd gesteuert. Möchten Sie das wirklich?

Rückzug
In vielen Situationen, in denen Sie bemerken, dass sich langsam Wut oder Zorn in Ihnen aufstauen, ist es besser einen taktischen Rückzug anzutreten.
Sie können die Angelegenheit später in Ruhe rational durchdenken und sich eine bessere Verhaltensstrategie zur Vermeidung oder Bewältigung des Konfliktes beim nächsten Mal überlegen.

Das erfordert in vielen Fällen, dass Sie Ihr Ego unter Kontrolle haben und bereit sind, die kurzfristige Triebbefriedigung (Dampf ablassen), zu Gunsten der langfristigen, viel größeren Vorteile (weniger Arbeit durch motivierte Mitarbeiter, mehr Erfolg, mehr Gewinn), auf zu schieben oder auf zu lassen.

Sigmund Freud hat gesagt „Denken bedeutet Triebverzicht.“

6 Sekunden
Aber schon eine kleine Pause, oder ein kleiner Rückzug, können entscheidende Vorteile bringen. Studien zeigen, dass eine Pause von nur 6 Sekunden dazu führt, dass die Abläufe in Ihrem Körper sich beruhigen und Sie klarer denken und rationalere Entscheidungen treffen können.

Sie können diese Beruhigung gezielt fördern, indem sie bereits vorher immer wieder trainieren, eine ruhige und gelassene Atmung zu haben. Diese Routine können Sie dann in Stresssituationen abrufen und damit aktiv zur inneren Beruhigung beitragen.

Nachbearbeitung
Bearbeiten Sie Situationen in denen Sie „die Kontrolle verloren haben“ bewusst nach. Hier hilft es oft einen Dritten, unbeteiligten als Reflektionspartner hinzuzuziehen.

Überlegen Sie, warum der Zorn oder die Wut entstanden sind? Welche „Knöpfe“ drückt der andere bei Ihnen? Was sind die tiefer liegenden Ursachen für Ihre Reaktion? Was könnten ziel führende Strategien sein, um so einer Situation aus dem Weg zu gehen oder sich in der Situation konstruktiver zu verhalten?

Das Wichtigste in Kürze

Emotionen, wie z.B. Freude, Zorn und Trauer gehören zum Menschen. Die entscheidende Frage ist allerdings, ob Sie Emotionen haben, oder ob die Emotionen Sie haben. Wer bzw. was hat die Kontrolle? In der Praxis haben sich zur Beherrschung Ihrer Emotionen folgende Techniken und Vorgangsweisen bewährt: Abgrenzung, taktischer Rückzug, 6 Sekunden und Nachbearbeitung.Vergessen Sie dabei nie den guten alten Rugby-Grundsatz: „He (or she) who masters himself, masters the game.”

In „Hirt on Management“ beantwortet Michael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor alle 2 Wochen Fragen von ManagerInnen zu herausfordernden Situationen und kritischen Managemententscheidungen.

Schicken Sie Ihre Fragen an Michael Hirt an: karrierenews@diepresse.com

Die Fragen werden anonymisiert beantwortet.

Ausblick: Die nächste Kolumne von Michael Hirt erscheint am 7. Juni 2018 zur Frage: Klassische Fehler, die selbst gute Verkäufer machen.

Hier finden Sie die gesammelten Kolumnen.

Dr. Michael Hirt, geboren 1965 in Wien, ist Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor. Hirt verhilft Führungskräften zu schnellen Leistungs- und Ergebnissteigerungen, mit hoher Auswirkung auf den Erfolg ihres Unternehmens. Er studierte in Österreich, Kanada (McGill) und Frankreich (INSEAD MBA) und ist weltweit tätig.

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