Warum uns „interessante“ Themen meist gar nicht interessieren.
Es ist eines der großen Missverständnisse, dass unsere Gespräche dann lebendiger werden, wenn wir viele Eigenschaftswörter einbauen. Unsere Geschichten leben vielmehr von Beispielen. Von treffenden Beispielen, um ein zutreffendes, aber überflüssiges Adjektiv einzustreuen.
Ein ganz hinterhältiges Adjektiv ist das Wort „interessant“. Es klingt wunderschön, wirkt aber wie ein Todesurteil: Vorschläge, die von Vorgesetzten mit einem „interessant“ quittiert werden, haben keine Chance, je umgesetzt zu werden. „Interessant“ ist nichts anderes als ein „Nein“ – aber eben mit elf statt vier Buchstaben.
Ein Nein auszusprechen, das kostet eben ein bisschen mehr Überwindung. Ein „Nein“ ist verbindlich; „interessant“ hingegen schmeichelt dem Adressaten – beinahe so wie eine Katze. Aber auch anschmiegsame Katzen können sehr hinterhältig sein.
Übrigens: „Interessant“ hat einige Geschwister. „Spannend“ zählt dazu. Wer ein „spannend“ als Antwort erhält, ist mit seinem Ansinnen längst durchgefallen. Auch „nett“ gehört zu dieser Familie: Ein nettes Gespräch mit einem netten Gegenüber finden wir zumeist nur – sehr interessant.
E-Mails an: michael.koettritsch@diepresse.com