Wir übernehmen Verantwortung

Warum wir die „Nachhaltig“-Inflation weiter aushalten müssen.

Es gibt Wörter, die sind so vielversprechend und nichtssagend zugleich, dass man sie gar nicht oft genug verwenden kann. Eines davon ist „nachhaltig“. Was da nicht alles als nachhaltig angepriesen wird, also dem Prinzip gehorchend, nicht mehr Ressourcen zu verbrauchen, als künftig bereitgestellt werden können: Wiens Silvesterpfad wirkt sich nachhaltig auf den Tourismus aus. Die Schweiz verfügt mit der A4 über die nachhaltigste (!) Autobahn. Selbst die mittlerweile insolvente Baugruppe Alpine verkündete 2012 noch „Maßnahmen zur Sicherstellung der nachhaltigen Entwicklung“. Alles muss nachhaltig sein, alles andere ist unverantwortlich.

Die inflationäre Verwendung von „nachhaltig“ werden wir dank der Marketingabteilungen noch länger aushalten müssen. Das Wort selbst verdanken wir Hans Carl von Carlowitz, der es 1713 in seinem forstwirtschaftlichen Werk „Silvicultura oeconomica“ eingeführt hat. Gro Harlem Brundtland belebte es in den 1980er-Jahren neu. Spätestens seit dem Bericht „Our Common Future“ der UN-Kommission wissen wir: Solange wir uns nicht einschränken, müssen wir uns weiter vorhalten lassen, nicht nachhaltig zu sein.

E-Mails an: michael.koettritsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2013)

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