Anlügen auf Augenhöhe

Warum es nicht immer günstig ist, sich Aug in Aug gegenüber zu sein.

Auf Augenhöhe begegnen. Das ist aktuell die Zauberphrase. Überwunden scheint die Zeit, in der die Mächtigen nicht aufzublicken brauchte, obwohl sie saßen, und die Untergebenen zu stehen hatten. Da schwingt viel Psychologie mit: Wer sich eine andere Person größer als sich selbst vorstellt, empfindet sich als unterlegen.

Das wissen alle Beteiligten: Große und Kleine, Führungskräfte und Mitarbeiter. Sie alle haben kräftig an der Sprechblase von der Begegnung auf Augenhöhe gearbeitet. Augenhöhe hat etwas: Die einen fühlen sich wertgeschätzt, die anderen erleben sich sozial kompetent. Ach was, wir sind alle gleich, wir sind ja alle nur Menschen.

Dabei hindert die Begegnung auf Augenhöhe – rein körperlich – nicht daran, dem anderen ins Gesicht zu lügen oder das Gegenüber mit den Worten: „Ich seh dir in die Augen, Kleines“ zu bevormunden.

Echte Begegnung auf Augenhöhe ist nicht gleichmacherisch, sie respektiert Unterschiede. Es sind die Körpersprache, die Art des Redens, Zuhörens und Mitdenkens, die entscheiden. Genau das zu sehen, wird oft erst möglich, wenn man sich nicht Aug in Aug gegenübersteht, sondern den ganzen Menschen im Blick hat.

E-Mails an: michael.koettritsch@diepresse.com

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