Warum nicht alles, was großartig klingt, gleich auch eine Strategie ist.
Was heute nicht alles strategisch ist: Entscheidungen, Vorgaben, der Einkauf. Und natürlich Papiere. Über ihnen haben Auserwählte oft monatelange gebrütet. „Der Strategieschleier ist nach wie vor ein Instrument erster Wahl, um selbst traurigsten Banalitäten die Aura tiefer Einsicht zu verleihen“, macht „Sprechblase“-Leser Michael S. seinem Ärger Luft.
Recht hat er, denn viele sogenannte Strategien haben weder mit grundsätzlichem, langfristigem Verhalten zu tun, noch umfassen sie Wesentliches: das Ausmaß der Umweltbeziehungen, Ressourcen und damit verbundene Fähigkeiten, Wettbewerbsvorteile der Unternehmung sowie Synergien als Resultat strategischen Entscheidens. Das ist nicht einfach: Nicht lineare Zeiten verlangen nicht lineare Zugänge, die Spontaneität und parallele Entwicklungen zulassen, Ängste reduzieren und Ressourcen für Experimente enthalten.
In dieser Strategieflut empfinden Mitarbeiter oft Unbehagen: (Neue) Strategien zwingen dazu, eigenes Verhalten zu ändern, Kompetenzen zu erwerben und gegen das Bauchgefühl zu entscheiden. Daran lässt sich arbeiten. Doch manch neue Strategie ist bloß ein Ausdruck der Selbstverwirklichung. Das ist dann meist keine gute Strategie.
E-Mails an: michael.koettritsch@diepresse.com