Kostenlos ist glanzlos

Warum „pro bono“ das neue „gratis“ ist.

Sprechblase“-Leser Markus N. vermittelt seit Jahren in höheren Schulen, wie Verhandeln für beide Seiten gedeihlich und erfolgreich erfolgen kann. Geld verlange er dafür keines. Sein Tun erfolge, so klärten ihn Sprechblasenerzeuger auf, keinesfalls gratis, sondern jedenfalls pro bono – auf Neudeutsch: ohne Bezahlschranke.

Rechtsanwälte sind vom Pro-bono-Gedanken nicht unbedingt begeistert, denn den Pflichtverteidiger zu geben ist nicht immer nur angenehm. Die Mediziner handeln meist aus Überzeugung pro bono, weil sie Hippokrates und dem geleisteten Eid verpflichtet sind.

In der Wirtschaft wird zumeist zwischen Ehrenamt und pro bono unterschieden. Denn bei Pro-bono-Tätigkeiten sind es meist spezielle Fertigkeiten, die eingebracht werden. Oder es handelt sich um eine Form des Etikettenschwindels: Denn nicht alle Versicherungsmakler, Personalberater etc., die den Wortlaut „pro bono“ im Firmennamen führen, arbeiten auch in diesem Sinn.

Der alte Römer Cicero fragte im Jahr 80 vor Christus: „Cui bono?“ – „Wem zum Vorteil?“ Diese Frage darf man auch heute stellen. Besonders dann, wenn etwas pro bono passiert.

michael.koettritsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2014)

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