Warum Vordenker die beliebtesten Denker sind.
Nicht nur in Alpbach wurde in diesen Tagen viel gedacht. Mit dem Denken ist es so eine Sache. Man kann es einfach so tun. Oder querdenken, vordenken und nachdenken. Entsprechend gibt es die Querdenker, die eigenständig und originell denken und deren Ideen und Ansichten oft nicht verstanden oder akzeptiert werden.
Und es gibt die allerorts gepriesenen Vordenker, die als Erste denken, was später auch andere denken. Ihr Denken bestimmen das Denken und die Meinung anderer. Wer heute kein Vordenker ist, hat etwas falsch gemacht – oder sich geschickt einer Sprechblase entzogen.
Was aber geht in den Köpfen der Nachdenker vor? Denken sie das nach, was ihnen die Vordenker vorgedacht haben? Sind ihre Gedanken also gar nicht eigenständig und lassen sie sich nur fremdes geistiges Eigentum durch den Kopf gehen? Dagegen wird man wohl Bedenken haben müssen. Immerhin ist es besser, so ein Nachdenker zu sein, als gar nicht zu denken.
Aber mit dem Denken ist es so eine Sache. Das besang Juliane Werding bereits 1975 mit „Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst“. Was sie sich wohl dabei gedacht hat?
michael.koettritsch@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2014)