Warum alle das „Amazon für . . .“ sein wollen.
Wann wird ein Marketer in Marketingdimensionen quasi unsterblich? Wenn sein Produkt zum Synonym für die jeweilige Produktsparte wird, wenn es Obi statt Apfelsaft, Tixo statt Klebeband oder Hilti statt Bohrmaschine heißt.
Manche Produkte schaffen es sogar, verzeitwortet zu werden: Heute wird nicht mehr mit Hochdruckreiniger gereinigt, sondern gekärchert, und im Internet wird kaum mehr gesucht, sondern zumeist gegoogelt.
Interessant ist auch, aus welcher Branche die Leitunternehmen einer Generation kommen. Früher behauptete man mit Stolz „den Rolls-Royce unter den . . .“ (hier beliebig Füllfedern, Waschmaschinen, Kinderwagen etc. einsetzen) zu produzieren. Wie gestrig.
Heute sagen Unternehmen, sie wollen das „Amazon für . . .“ (hier beliebig Produkte und vor allem Dienstleistungen einsetzen) sein. Amazonische Schlagzeilen zu Arbeitsbedingungen oder Steuermoral vermutlich ausgeschlossen. So viel zum Thema Digitalisierung.
Eines sollten sich diese Unternehmen aber jedenfalls fragen: Ob nicht Amazon selbst längst „das Amazon für . . .“ (hier wieder beliebig einsetzen) ist.
In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter der Ressorts "Management & Karriere" und "Arbeitswelten" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.
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(Print-Ausgabe, 15.10.2016)