Süßes und Saures

Warum Hausgemachtes unangenehm aufstößt.

Restaurants, Wirtshäuser und Beiseln sind Unternehmen, die den Gesetzen der Marktwirtschaft unterliegen. Eh klar. Und doch unterscheiden sich Gastronomie und der Rest der Wirtschaft. Die Besonderheit der Gastronomie lässt sich zum Beispiel an der Sprechblase „hausgemacht“ festmachen.

In der Gastronomie gilt „hausgemacht“ geradezu als Prädikat. Die hausgemachte Quittenmarmelade zum Frühstück, der hausgemachte Apfelstrudel zum Dessert oder der hausgemachte Holunder-Ingwer-Sirup zwischendurch – alles deliziös.

Wer hausgemacht dermaßen betont, lädt zur Gegenfrage, wo denn der Rest herkommt? Industriell zubereitet und vom Großhändler geliefert (und schlimmstenfalls mit E-Nummer-bezifferten Konservierungsstoffen haltbar gemacht)?

Während also in der Gastronomie hauptsächlich Süßes hausgemacht wird, wird in der restlichen Wirtschaft dem Sprachgebrauch folgend ausnahmslos eines hausgemacht: Probleme.

Am Ende wäre es besser, in der Gastronomie würde auch Saures hausgemacht werden, als dass es immer Saures gibt, wenn in Unternehmen etwas hausgemacht angerichtet wird.

In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter der Ressorts "Management & Karriere" und "Arbeitswelten" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.

Die gesammelten Kolumnen finden Sie hier.

(Print-Ausgabe, 26.11.2016)

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