Sprechblase Nr. 246. Warum „Wie geht's?“ besser als sein Ruf ist.
Das Feine am Sommer ist, dass man nicht zwingend über das Wetter reden muss, um ins Smalltalken zu kommen. Es gibt ja die Frage, ob man schon geurlaubt habe, als dankbares Gesprächsthema.
Der Klassiker unter den Smalltalk-Einstiegen bleibt aber immer noch – Achtung, Sprechblase – die vordergründig hintergründige Frage „Wie geht's?“. „Danke“, lautet die Antwort oder: „Gut.“ Wer sagt schon „Hundsmiserabel“? Wer „Wie geht's?“ gefragt wird, kann getrost davon ausgehen, dass die Fragenden die Antwort meist ohnehin nicht interessiert.
„Wie geht's?“ ist also gar nicht so weit entfernt vom „How are you?“-„Fine“-Nonsense der dafür viel gescholtenen Amerikaner.
Wie schlimm wäre es, würde man stattdessen gefragt werden: „Was beschäftigt dich gerade?“ Da müsste man sich ja etwas überlegen. Hilfe! Also lieber: „Und, schon auf Urlaub gewesen?“
In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter des Ressorts "Management & Karriere" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2018)