Sprechblase Nr. 264. Warum „Vollbeschäftigung“ zum Nachdenken anregt.
Darüber herrscht Einigkeit: Zahlen lügen nicht. Gut. Nicht so sicher ist, ob die Interpretationen der Zahlen immer ganz „schwindelfrei“ sind. So regt – Achtung, Sprechblase – „Vollbeschäftigung“, zum Nachdenken an. Vollbeschäftigung, von der Österreich trotz sinkender Arbeitslosenzahlen weit entfernt ist, liegt vor, wenn die Zahl der offenen Stellen jene der Arbeitslosen übersteigt. Wobei dies bei einem Satz von 3,5 Prozent Arbeitslosigkeit als gegeben angesehen wird. Der „Friktionen“ wie Saisonarbeit, Jobsuche, berufliche bzw. geografische Immobilität wegen.
Voll heißt eben nicht 100 Prozent. Ein Euphemismus, der für jene bitter ist, die schon lang auf Jobsuche sind. Für sie heißt das: Du wirst nicht gebraucht.
Zahlen lügen nicht, sie erzählen aber nicht immer die ganze Geschichte: Beschäftigungszahlen verschweigen etwa, dass ein Fünftel der Beschäftigten innerlich gekündigt hat. Also am Job Sinn und/oder Freude verloren hat.
Dieses Fünftel ist zwar voll beschäftigt, aber primär damit, sich um eine andere, neue Tätigkeit Gedanken zu machen.
In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter des Ressorts "Management & Karriere" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.
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