Vogelgesang: Die gefiederten Genies der Musik

Ein Nachtigallmännchen (Luscinia megarhynchos) singt vor dem Vollmond über Suffolk, Großbritannien.
Ein Nachtigallmännchen (Luscinia megarhynchos) singt vor dem Vollmond über Suffolk, Großbritannien.(c) Paul Sawer / FLPA / picturedesk. (Paul Sawer)
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Viele Komponisten liebten den Vogelgesang und behandelten ihn wie Musik: Vom Krähenwürger als Jazzmusiker, Nachtigallen in BBC-Konzerten und Sibelius' Lebensvogel.

Trr-lit, triip, trieh, singt die Feldlerche, lange hält sie im Fliegen ihren Gesang aus, voller Triller, Stakkato, Glissandi . . . Wir beschreiben den Gesang der Vögel gern mit Begriffen aus den Sphären menschlicher Musik. Ist er selbst Musik? Der Ornithologe und Komponist David Hindley findet den Gesang der Lerche, dem schon sein Landsmann Ralph Vaughan Williams ein musikalisches Denkmal gesetzt hatte, nicht nur ebenbürtig mit Werken großer Komponisten, sondern auch ein bisschen verwandt: Er entdeckte in ihren Tonfolgen Entsprechungen zu Beethoven-Stücken. Der römische Dichter und Philosoph Lukrez vermutete sogar, dass Menschen zu singen begannen, indem sie Vögel nachahmten.

Im Mai und Juni, wenn das Frühlingskonzert der Vögel an Intensität nachlässt, kann man einzelne Gesänge oft besonders klar hören. Im Buch „Ornis. Das Leben der Vögel“ des Ornithologen Josef H. Reichholt liest man, dass das Feldlerchenmännchen mit seinem ausdauernden, oft in erstaunliche Höhenmeter führenden Singflug dem Weibchen seine Fitness und Bereitschaft, in Nachwuchs zu investieren, beweise. Dass Amselmännchen durch besonders vielfältige Motive die Weibchen zu gewinnen versuchen. Und dass Arten mit starkem Territorialverhalten besonders kunstfertig sängen.

Der Zwang im Schönen.
„Schrecklich schön“ fand Theodor W. Adorno den Vogelgesang, „weil er kein Gesang ist, sondern dem Bann gehorcht, der ihn befällt“ – dem Zwang der Naturgesetze. Doch mit Revier und Brautwerbung ist längst nicht alles erklärt. Männchen singen auch weiter, wenn diese Dinge „erledigt“ sind, bei vielen Arten singt auch das Weibchen. Und keiner noch hat bewiesen, dass Vögel nicht auch aus Lust am Singen singen, wie wir.

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