Kurz, Ibiza und der symbolische Terrorist

AfD-Rechtsaußen Björn Höcke soll unter dem Pseudonym Landolf Ladig für rechtsextreme Publikationen geschrieben haben.  Höcke bestreitet das. Das Zentrum für politische Schönheit hat indes keine Zweifel, dass die Vorwürfe zutreffen, und spielt damit in einer Plakataktion.
AfD-Rechtsaußen Björn Höcke soll unter dem Pseudonym Landolf Ladig für rechtsextreme Publikationen geschrieben haben. Höcke bestreitet das. Das Zentrum für politische Schönheit hat indes keine Zweifel, dass die Vorwürfe zutreffen, und spielt damit in einer Plakataktion.(c) Patryk Sebastian Witt
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Niemand provoziert die Deutschen so lustvoll wie das „Zentrum für Politische Schönheit“. Ein Treffen mit Gründer Philipp Ruch, der wohl in der Ibiza-Affäre eine Rolle spielte und dem nie ganz über den Weg zu trauen ist.

Es gibt eine Spielregel: Man soll nicht erwähnen, wo das Treffen stattfindet. „Schreiben Sie Berlin Mitte“, bittet Philipp Ruch. Der Mann hat viele Feinde. Sein Name taucht auf rechtsextremen Todeslisten auf. Also: Im Zentrum Berlins trifft man den Gründer des „Zentrums für Politische Schönheit“ (ZPS), eines Kollektivs, das zuallererst die Kunst beherrscht, im Namen eines „aggressiven Humanismus“ maximales Aufsehen zu erregen. Die Künstlertruppe fährt dazu schweres Geschütz auf. Manchmal im Wortsinn. Neulich, zur Sachsen-Wahl, wollten sie einen ausrangierten Panzer vors Parlament karren. Um der AfD symbolisch den Krieg zu erklären.

Und ja, in der Ibiza-Affäre spielte das Zentrum wohl auch eine Rolle. Wie groß sie war, stiftet bis heute Verwirrung. Und das ist sicher nach Ruchs Geschmack. Fiktion und Fantasie sind zentrale Werkzeuge des Zentrums, etwa wenn sie mit einem Begräbnis in Berlin für eine im Mittelmeer ertrunkene Frau aufwühlen und niemand weiß, ob tatsächlich eine Leiche im weißen Sarg liegt.

Manchmal klingt er wie Böhmermann

Ruchs Schaffen begleitet der Vorwurf, Grenzen zu überschreiten und sich hinter Kunstfreiheit zu verstecken: Sein Zentrum stellte Bilder von Teilnehmern einer rechten Demo ins Netz und rief dazu auf, die Gezeigten beim Arbeitgeber zu denunzieren. Er druckte auf Theaterplakate „Tötet Roger Köppel!“, Chefredakteur der Schweizer „Weltwoche“. Im Zweifel war es Kunst, nicht ernst gemeint. Reingelegt! Gibt es keine Grenzen? Vor Gewalt ekle er sich. Sonst sei jedes Mittel recht, sagt Ruch, wartet kurz und witzelt: „Dafür stehen wir mit unserem Namen.“ Er klingt jetzt wie Satiriker Jan Böhmermann.

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