Auch "The Master" von Paul Thomas Anderson wurde prämiert. Die Ehrungen der "Los Angeles Film Critics Association" gelten als Vorboten für die Golden Globes und Academy Awards.
Auch Hollywoods Filmkritiker haben großen Gefallen an Michael Hanekes "Amour" ("Liebe") gefunden: Das Drama des österreichischen Regisseurs wurde vom Verband "Los Angeles Film Critics Association" zum besten Film des Jahres gekürt. Zudem wurde die Hauptdarstellerin aus "Amour" Emmanuelle Riva aus "Amour" zur besten Darstellerin. Diesen Titel teilt sich die französische Schauspielerin mit ihrer US-Kollegin Jennifer Lawrence, die für ihre Rolle in dem Film "Silver Linings Playbook" geehrt wurde.
"The Master" von Paul Thomas Anderson gehörte zum zweiten Gewinner: Neben dem Preis für die beste Regie wurde Joaquin Phoenix zum besten Darsteller und Amy Adams zur besten Nebendarstellerin gekürt.
Die Kritiker-Ehrungen gelten als Vorboten für Preise wie die Golden Globes und die Academy Awards (Oscars). Hanekes Film "Amour" wurde vor einigen Tagen vom "Time"-Magazin zum besten Film des Jahres erklärt. Kurz zuvor räumte das Sterbedrama vier Auszeichnungen beim europäischen Filmpreis ab. Im Mai war "Amour" mit der Goldenen Palme beim Filmfestival Cannes ausgezeichnet worden.
Sein gnadenloser Blick, seine kompromisslosen, analytischen und teils verstörende Filme haben den österreichischen Filmemacher Michael Haneke ihn in den vergangenen Jahrzehnten weltberühmt gemacht. Der 70-Jährige ist offenbar im besten Alter für einen Regisseur: Am 27. Mai wurde er zum zweiten Mal in Cannes ausgezeichnet, für "Amour" erhielt er die Goldene Palme. Dann die Sensation: "Amour" wurde für die Oscars 2013 fünf Mal nominiert und holte den PReis für den besten fremdsprachigen Film. REUTERS/Mario Anzuoni Insgesamt in fünf Kategorien war sein Drama "Amour" nominiert - in den Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch, Beste Hauptdarstellerin (Emmanuelle Riva) und Bester ausländischer Film. Ein weiterer Erfolg in einer lange Liste von Auszeichnungen. (c) REUTERS (HANDOUT) Am 1. Dezember erhielt er für "Amour" den Europäischen Filmpreis: Der Preis für den besten Film und die beste Regie gingen an Haneke und beste Hauptrolle an die Schauspieler Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant. Der Österreicher ist damit der einzige europäische Filmemacher in der Geschichte des Filmpreises, der diese Auszeichnung dreimal gewann. (c) EPA (DARRIN ZAMMIT LUPI POOL) Haneke, der am 23. März 1942 geboren wurde, wuchs in Wiener Neustadt als Sohn der österreichischen Schauspielerin Beatrix von Degenschild und des Düsseldorfer Regisseurs und Schauspielers Fritz Haneke auf. Er versuchte sich neben dem Studium der Philosophie und Psychologie in Wien zunächst als Autor sowie Film- und Literaturkritiker. (c) AP (MICHEL EULER) 1967 bis 1971 arbeitete Haneke als Redakteur und Fernsehspieldramaturg beim Südwestfunk in Baden-Baden. In dieser Zeit entstand sein erstes Drehbuch "Wochenende". 1973 entstand sein erster Fernsehfilm, "...und was kommt danach? (After Liverpool)" nach einem Text von James Saunders. Es folgten TV-Filme nach Vorlagen von Ingeborg Bachmann, Peter Rosei und Franz Kafka. (c) EPA (CHRISTOPHE KARABA) Hanekes Kinoerstling "Der siebente Kontinent" war 1989 in einer Nebenschiene in Cannes gelaufen. Der Gewaltschocker "Funny Games" war schließlich 1997 nach 35 Jahren der erste österreichische Wettbewerbs-Beitrag beim berühmten Filmfest. Für die Jelinek-Verfilmung "Die Klavierspielerin" mit Isabelle Huppert gab es an der Cote d'Azur 2001 den Großen Preis der Jury, für "Caché" 2005 den Regiepreis. (c) AP (LIONEL CIRONNEAU) Beim Filmfestival Cannes ist Haneke inzwischen Stammgast. In seinem neuen Film "Amour" widmet sich der Regisseur der Liebe im Alter - ein Feel-Good-Movie ist das nicht. Er handelt von einem Paar in der Pension, die Frau erleidet einen Schlaganfall und bleibt an einer Seite ihres Körpers gelähmt. Jean-Louis Trintignant, Emmanuelle Riva und Isabelle Huppert spielen die Hauptrollen. (c) � Eric Gaillard / Reuters Den - bis dato - größten Erfolg feierte Haneke mit "Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte". Der Film wurde in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet und mit dem Europäischen Filmpreis. In Los Angeles ... (c) REUTERS (REGIS DUVIGNAU) ... erhielt Haneke den Golden Globe für seinen düsteren Schwarz-weiß-Film. Der Film ging auch für Mehrheitsproduzent Deutschland ins Rennen um den Auslands-Oscar, unterlag aber dem argentinischen Film "In ihren Augen". (c) REUTERS (LUCY NICHOLSON) Privat ist der Regisseur seit 1983 mit seiner Frau Susanne liiert, er ist Vater eines Sohnes (*1965). An der Wiener Filmakademie lehrt Haneke seit 2002 als Professor für Regie. Der österreichische Regisseur hat seit 1974 insgesamt 20 Filme für Fernsehen und Kino gedreht, darunter zahlreiche preisgekrönt. Ein Überblick über Hanekes wichtigste Filme: (c) REUTERS (� Brian Snyder / Reuters) Mit seinem ersten Kinofilm begann Haneke seine "Trilogie der emotionalen Vereisung", zu der auch "Benny's Video" gehört und die er 1994 mit "71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls" abschloss. Der Film verfolgt das Leben einer Kleinfamilie. Es ist die Geschichte eines beruflichen Aufstiegs, vom Preis der Anpassung, von der geistigen Atemnot und einer gelebten Konsequenz. Mit Birgit Doll, Dieter Berner (c) ORF Teil zwei der "Trilogie der emotionalen Vereisung": Der Jugendliche Benny tötet, fasziniert von einem Schlachtschussapparat, eine Freundin - und filmt die Tat. Seine Eltern beschließen, die Leiche verschwinden zu lassen. Mit: Arno Frisch, Angela Winkler, Ulrich Mühe (c) ORF (-) Haneke verfilmte Joseph Roths gleichnamigen Roman, eine Geschichte über den Untergang der Donaumonarchie, fürs Fernsehen. Andreas Plum, der im Krieg ein Bein verliert, wird in Wien mit einer Drehorgellizenz "belohnt". Er gerät in Konflikt mit der Justiz - und verliert schließlich alles. Mit: Branko Samarovski, Judit Pogány, Thierry van Werveke (c) ORF (Andreas Friess) Hanekes umstrittene Abhandlung über Gewalt und Unterhaltung: Zwei junge Männer dringen in das Haus einer Kleinfamilie ein und quälen diese - das Motiv der Täter wird nicht entschlüsselt. Mit: Susanne Lothar, Ulrich Mühe, Arno Frisch, Frank Giering (c) ORF Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Elfriede Jelinek: Erika Kohut ist Klavierlehrerin in Wien, lebt mit Ende 30 noch immer bei ihrer kontrollfanatischen Mutter und schläft sogar im gleichen Bett. Es kommt zum Eklat, als sie mit einem Schüler ein sexuelles Verhältnis - und Machtspiel - beginnt. Der Film holte in Cannes drei Preise. Mit: Isabelle Huppert, Annie Girardot, Benoît Magimel, Susanne Lothar, Udo Samuel (c) ORF (-) Hanekes (unerklärte) Endzeitvision: Eine Familie findet ihr Wochenendhaus von einer fremden Familie okkupiert vor. Der Vater wird erschossen, die Mutter beraubt und weggejagt. Es gibt keine Hilfe. Was genau sich ereignet hat, dass das Verhalten der Menschen so veränderte, erklärt der Film nicht. Mit: Isabelle Huppert, Lucas Biscombe, Patrice Chereau, Beatrice Dalle (c) APA (WEGA-FILM/LES FILMS DU LOSANGE) Von der britischen Zeitung "Times" zum wichtigsten Film des vergangenen Jahrzehnts gewählt: Die rätselhafte Geschichte um einen saturierten Journalisten, der mit anonymen Videos an seine Vergangenheit erinnert wird, lässt sich als Parabel auf das Verhalten der Ersten gegenüber der Dritten Welt lesen. Im Oscar-Rennen wurde "Caché" disqualifiziert - weil er in teils Österreich in französischer Sprache gedreht wurde. Mit: Daniel Auteuil, Juliette Binoche, Maurice Bénichou (c) APA (WEGA-FILM/LES FILMS DU LOSANGE) Hanekes Shot-by-shot-Remake seines Filmes von 2007 mit Naomi Watts, Tim Roth und Michael Pitt floppte in den USA gnadenlos. Nicht ganz unschuldig: Die US-Filmkritiker, die sich zum Teil von der Gewaltorgie persönlich beleidigt fühlten und Haneke vorwarfen, die Zuschauer bestrafen zu wollen. (c) AP Der endgültige internationale Durchbruch: Eine Serie von mysteriösen Anschlägen verunsichert ein Dorf am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Hanekes Schilderung einer Gesellschaft, in der Repression, Heuchelei und religiöse Strenge den Ton angeben, ist eine Anklage des autoritären Milieus auf höchstem Niveau. Mit: Christian Friedel, Ulrich Tukur, Burghart Klaußner "Liebe" ist ein Kammerspiel über die härteste Prüfung: Ein methodisches Melodram über das Ende. Im Zentrum steht ein Ehepaar von Musiklehrern jenseits der 80, verkörpert von den Eurokino-Altstars Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant (für den Haneke explizit das Buch geschrieben hat). (c) APA WEGA FILM FILMS DU LOSANGE (WEGA FILM FILMS DU LOSANGE) Mit "Flashmob" steckt übrigens schon ein neues Projekt in den Startlöchern - selbst mit 70 scheint bei Haneke keinerlei Müdigkeit einzukehren. (c) REUTERS (© Eric Gaillard / Reuters) Streitbarer Ausnahmeregisseur (APA/Red.)
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