Filmkritik "G.I. Joe": Action, Action! Problem im System!

(c) Paramount Pictures
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Naiv, bunt, Bond-geschult: „G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra“.

Naivität ist eine Tugend. Jedenfalls im Fall von Hollywood-Großprojektleiter Stephen Sommers, der in G.I. Joe: Geheimauftrag Cobra die erste Realfilm-Begehung eines legendären Comic- und Actionfiguren-Universums wagt: Die in den Sechzigerjahren ersonnenen, strammen Plastiksoldaten in armeegrünen Miniaturkostümen sollten ein keimfreies Heldenbild der US-Streitkräfte frei Kinderzimmer liefern. Erst im Zuge von Renovierungen der Marke entstand in den Achtzigerjahren – unter Federführung des renommierten Comic-Künstlers Larry Hama und mit der Berufsbezeichnung „A Real American Hero“ – jenes LSD-bunte Universum, das Sommers als Grundlage diente.

Geblieben sind vom martialisch-imperialistischen Tenor der Kalten Kriegssoldaten nur noch gestische und mimische Schatten: Mit Krieg und anderen Realitäten will der Film ohnehin nichts zu tun haben. Ein Konvoi von Militärjeeps geleitet eine hochgeheime Waffe (sogenannte Nanomiten, die sich rasch durch organisches Gewebe fressen) ans Ziel, wird aber von Attentätern in Leder überfallen. Der Rest ist bekannt, aus James-Bond-Filmen, nach denen Sommers seinen Superagentenkracher formte. Die Bösen bedrohen Ost und West mit der Apokalypse, schicken seelenlose Kampfroboter in den Krieg und wollen die Weltherrschaft.

Regisseur Sommers geht unverstellt kindlich zur Sache, lässt das teils grotesk agierende Ensemble (besonders irr: Sienna Miller; besonders unterrepräsentiert: Dennis Quaid als General) durch zuckerlbunte Action-Aufläufe rasen, bis Autos durch die Luft tanzen und sich der Pariser Eiffelturm in Luft auflöst. Sommers kennt keine Scham ob der Hirnfrei- und Spaßgeilheit seines Films: Politische Allegorien oder zeitgeistige Bedeutungsebenen gibt es hier nicht.

Zur Naivität gesellt sich also eine zweite Tugend: Bescheidenheit. Vor 40 Jahren wäre Sommers wohl Regisseur von ambitionslosen B-Filmen gewesen: dass er mittlerweile mit Hunderten Millionen von Dollar jongliert, ist nicht sein Problem, sondern das des Systems. Man weiß: Schuld ist nie das Kind, schuld sind immer die Eltern. mak

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2009)

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