Auslands-Oscar: „Vor der Morgenröte“ abgelehnt

Barbara Sukowa Josef Hader Maria Schrader Aenne Schwarz Andre Szymanski und Lenn Kudrjawizki bei
Barbara Sukowa Josef Hader Maria Schrader Aenne Schwarz Andre Szymanski und Lenn Kudrjawizki beiimago/Future Image
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Der deutsche Anteil an „Vor der Morgenröte“ sei zu groß.

Einen Einzeiler war die Absage der Oscar Academy wert, drei Tage vor Ende der Nominierungsfrist: Wegen der „Unausgewogenheit der kreativen Beteiligung“ könne der Film „Vor der Morgenröte“ nicht als Kandidat für den Auslands-Oscar angenommen werden.

Das bedeutet, der ausländische Anteil am Film ist den Oscar-Machern in Los Angeles zu groß. Zwar spielt der österreichische Schauspieler und Kabarettist Josef Hader die Hauptrolle in diesem auch thematisch sehr österreichischen Film über Stefan Zweigs letzte Jahre im Exil, auch der Kameramann ist ein Österreicher. Doch Regisseurin Maria Schrader ist eine Deutsche, und die in Wien ansässige Firma Dor Film hat zur deutsch-französisch-österreichischen Koproduktion weniger als die Hälfte beigetragen.

„Sehr vage Richtlinien“

Verärgert ist nun die österreichische Jury, die den Film ausgesucht hat. „Zwei Vorwürfe muss man der Oscar Academy machen“, sagt Werner Müller vom Fachverband der Film- und Musikwirtschaft zur „Presse“, „dass ihre Richtlinien sehr vage sind, und dass sie vier Wochen braucht, um erst unmittelbar vor Ende der Nominierungsfrist einen Einzeiler zu schicken.“ Die Österreicher wollen nun die Oscar Academy zu einer detaillierteren Begründung bewegen und versuchen, sie umzustimmen. Wenn das nicht gelinge, werde man nächste Woche tagen, sagt Müller, und entscheiden, „ob wir überhaupt noch einen Ersatzkandidaten nennen, und wenn ja, welchen“. Eine Nachnominierung ist jedenfalls möglich.

Ablehnungen kommen immer wieder vor, häufig wegen des Anteils an gesprochener englischer Sprache. Auch Michael Hanekes Film „Das weiße Band“ war ein Grenzfall, er wurde 2009 von Deutschland eingereicht (das damit Österreich zuvorkam), und die Oscar-Akademie war skeptisch, weil sie den Film als vorwiegend österreichischen Film sah. Sie akzeptierte die Einreichung aber. Deutschlands diesjähriger Kandidat für den Auslands-Oscar, „Toni Erdmann“, ist ebenfalls eine deutsch-österreichische Koproduktion, mit deutscher Regisseurin und österreichischem Hauptdarsteller. (sim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2016)

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