„Boss Baby“: Geschwister sind eine Plage, oder?

(C) DreamWorks
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Baby im Anzug! Noch dazu ein gedoptes „Boss Baby“. Die neue Animationskomödie von Dreamworks ist amüsant und bedient sich gewitzt bei der Konkurrenz.

Die Bücher heißen „Ich bekomme ein Geschwisterchen“, „Wir sind jetzt vier!“ oder „Ein Baby in Mamas Bauch“, Kinderliteratur über Familienzuwachs ist nicht gerade rar. Der Grund: Viele Kinder erleben das Erscheinen eines Geschwisterchens wie den Einschlag eines Meteoriten. Solche „Entthronung“ sei wichtig, betonen Experten. Angenehm für die Kids ist sie nicht, daran können pädagogisch gesinnte Schönredner auch nichts ändern. Und der Stress für die Eltern ist anfangs meist beträchtlich.

„The Boss Baby“, neuer Animationsfilm von DreamWorks, ist insofern erfrischend, als er auf Erziehung verzichtet und die Plage witzig auf die Spitze treibt. Das fängt bei der 3D-Animation von Babyspucke an, die immer haarscharf vor den 3D-Brillen der Besucher stehen bleibt. Es führt über die Konzernsatire, in der Konkurrenten gnadenlos auszuforschen und auszustechen sind, bis zum zutreffenden Gedanken, dass viele Menschen sich heute lieber einen Hund als ein Kind anschaffen. Der Oberchef im Film war früher hochgeschätzter CEO einer Baby-Fabrik, inzwischen stellt er „Puppys“, Hundebabys, her. Diese haben die Eigenschaft nicht zu altern. Sie bleiben immer süß und klein. Genial, aber unrealistisch.

Die Idee mit der Fabrik ist übrigens nicht neu, auch in „Storks“ (Warner) gibt es eine Babyfabrik, die allerdings wegen Unfällen der Störche in ein allgemeines Delivery-Service umgewandelt wurde.

Geschlechtsverkehr? Pfui!

In „Boss Baby“ flüstert der siebenjährige Tim seinem kleinen Bruder einmal zu, wie Babys angeblich tatsächlich entstehen: „Disgusting!“ (Pfui!), ekelt sich der Kleine.

Schon bei seiner Produktion wurde der herrische Winzling als herzlos erkannt. Mit Hilfe einer Droge hält er sich fit. Nach seiner Landung in Tims Familie will er so schnell wie möglich wieder in sein Büro zurück. Und Tim will ihn wieder loswerden, weil der Zwerg sein komfortables „Prinzen“-Leben zum Beispiel mit abendlichem Vorsingen und Geschichtenerzählen der engagierten Eltern stört. Daher tun sich die beiden Knaben zusammen. Bossbaby kann dabei auch auf eine Baby-Gang zurückgreifen, die immer dann, wenn Erwachsene hinsehen, Kleinkind spielt, in Wahrheit aber raffiniert dem Chef zuarbeitet, die herzigen Mitarbeiter bekommen selbstverständlich auch eine Prämie.

„Boss Baby“ spricht mit der Stimme von Hollywood-Star Alec Baldwin, Regisseur des Films ist Tom McGrath, der durch den Kinderhit „Madagascar“ bekannt geworden ist. „Boss Baby“ bezieht sich auf Kinderfilmschlager wie „101 Dalmatiner“, „Toy Story“ oder „Monster AG“. Einmal mehr wird offenbar, dass Kinderfilme einander öfter ähneln, vielleicht weil bei dem gewaltigen Ausstoß an Kids-Spaß keine Zeit mehr für wirklich kreative Ideen bleibt.

Dennoch: „The Boss Baby“ ist ziemlich lustig – und berührend ist vor allem der Schluss.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2017)

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