Gute feministische Serien? Erkennt man daran, dass Frauen auch einmal versoffen sein können, fies und obsessiv. Sechs Empfehlungen.
I Love Dick
Von Jill Soloway, 2016
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Das Buch war 1999 ein unglaublicher Erfolg. Warum genau, ist im Nachhinein schwer zu erklären, letztlich hat Chris Kraus eher kunstlos Liebesbriefe aneinandergereiht und kommentiert, die sie – zum Teil gemeinsam mit ihrem Mann – an einen ominösen Dick gerichtet hat. Diese Art der verspielten und fiktiv ausgelebten Obsession galt offenbar als neu und skandalös.
Jill Soloway, die mit „Transparent“ einen der Höhepunkte der vergangenen Serienjahre gesetzt hat, hat sich jetzt des Stoffes angenommen – und das Ergebnis ist eine zuweilen leise komische, immer intensive Studie über das weibliche Begehren und den Mann als, nun ja, Objekt. Als Sexobjekt, Kunstprojekt, Muse.
Kathryn Hahn – wir kennen sie als Rabbinerin aus „Transparent“ – darf hier rasen und glühen, sich entäußern und doch immer bei sich bleiben, es ist wunderschön, ihr dabei zuzuschauen. Und die Männer? Die treffen sich zum Krisengespräch, nachdem Chris – quasi als Performance – den gesamten Ort mit ihren Liebesbriefen tapeziert hat. Wie unangenehm für die beiden. Er fühle sich als Muse missbraucht und gedemütigt, sagt Dick (Kevin Bacon). „Nein, Liebe demütigt“, antwortet der Ehemann. Er meint natürlich sich selbst.