„The Defenders“: So viele Helden braucht New York

Luke Cage (Mike Colter), Daredevil (Charlie Cox), Jessica Jones (Krysten Ritter) und Iron Fist (Finn Jones) tun sich zusammen
Luke Cage (Mike Colter), Daredevil (Charlie Cox), Jessica Jones (Krysten Ritter) und Iron Fist (Finn Jones) tun sich zusammen(c) Netflix
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In der lang erwarteten Serie „The Defenders“ kämpfen Daredevil, Jessica Jones, Luke Cage und Iron First gemeinsam gegen die Unterwelt. Düster, aber vergnüglich.

Wenn man die omnipräsenten Comic-Universen von Marvel und DC nicht gerade sein Zuhause nennt, kann man ob der vielen Superhelden- und Heldinnen-Ensembles, die derzeit respektive in naher Zukunft auf der großen Leinwand die Welt(en) retten, schon einmal durcheinander kommen: die Avengers, Guardians of the Galaxy, Justice League . . . Auch auf der kleinen Leinwand bündeln außergewöhnliche Charaktere ihre Kräfte: Daredevil (Charlie Cox), Jessica Jones (Krysten Ritter), Luke Cage (Mike Colter) und Iron Fist (Finn Jones) bilden gemeinsam Marvels „Defenders“.

Netflix hat diese Truppe in den vergangenen zweieinhalb Jahren behutsam aufgebaut: Die Geschichte jedes Protagonisten wurde hintergründig in jeweils einer eigenen Serie erzählt. Begegnet sind sich die vier als Gruppe bis dato noch nicht (lediglich Luke Cage und Jessica Jones), das New York des Marvel-Universums ist eben eine verflixt große Stadt.

Die lang erwartete Mini-Serie schließt nun an die Geschehnisse der jeweiligen Einzelserien an, die vier Beschützer, die alles andere als typische Role Models und Teamplayer sind, sind nach wie vor sehr mit sich selbst beschäftigt. Jessica Jones, die Privatdetektivin mit Beisl-Affinität, hat zwar Superkräfte, will jedoch keine Superheldin sein. Das gilt auch für den Heroen aus Harlem, Luke Cage, einen ehemaligen Häftling, der nach einem Experiment kugelsicher ist („Hero's your word. Not mine“).

Der blinde Anwalt Matt Murdock, der sich mittlerweile von seinem Kanzleipartner Foggy Nelson getrennt hat, liefert sich nächtens als Daredevil immer noch (Martial-Arts-)Kämpfe mit der Unterwelt von Hell's Kitchen. Schließlich gibt es noch Danny Rand alias Iron Fist, den ob seiner Vergangenheit in K'un-Lun immer noch Albträume plagen. Verzweifelt führt er weiterhin einen Kampf gegen die mysteriöse Organisation The Hand. Peu à peu stellt sich heraus, dass The Hand nicht nur für ihn, sondern für alle vier und die Stadt New York eine immense Bedrohung darstellt, und dass diese nur besiegt werden kann, wenn man sich zusammentut.

Sigourney Weaver als Antagonistin

Die Showrunner lassen sich mit der von Fans lang erwarteten Zusammenführung durchaus Zeit. Geduld ist bei den Zusehern gefragt. Es wirkt fast so, als wolle man auch jene Netflix-Kunden, die bislang keine einzige Folge der erwähnten Serien gesehen haben und die Vorgeschichten der vier Defenders nicht kennen, nicht außen vor lassen. Mit der ersten Interaktion bekommt die Serie dann endlich den notwendigen Schwung – schnelle Dialoge inklusive.

Wirkte Finn Jones in der Hauptrolle als Danny Rand in „Iron Fist“, der schwächsten der vier Einzelserien, noch ein wenig blass, bekommt er im Zusammenspiel mit den anderen Charakteren Farbe. Wie überhaupt der Cast eine Stärke der Serie ist. Carrie-Ann Moss und Rosario Dawson kehren in ihre bekannten Rollen zurück. Und dann wäre noch Sigourney Weaver. Sie spielt die Antagonistin Alexandra, eine wohlhabende, mondäne und zugleich mysteriöse Geschäftsfrau. Weaver, grundsätzlich stets ein Gewinn, verleiht mit ihrer Präsenz der Netflix-Produktion zusätzlich Gewicht.

„Defenders“ legt die Latte für Comic-Serien (der Autor zieht die Conclusio nach vier von insgesamt acht Episoden) zwar nicht auf neue Höhen – „Daredevil“ (Staffel 1) und „Jessica Jones“ bleiben hier wohl der Maßstab –, sie weiß aber trotz des etwas behäbigen Beginns zu unterhalten. Die gewohnt düstere, rauchige Atmosphäre ist ein integraler Bestandteil der Marvel-Netflix-Produktionen – genauso wie der smarte Schmäh und die New Yorker Verdrießlichkeit. Die Mini-Serie funktioniert durchaus als singuläre Staffel, wenngleich Vorkenntnisse von Vorteil sind. Für Fans der Einzelserien ist sie ein Must-See – auch weil es endlich ein Wiedersehen mit der von Krysten Ritter glänzend besetzten Anti-Heroine Jessica Jones gibt. Ihre zweite Solo-Staffel soll 2018 erscheinen. Der Big Apple soll schließlich auch im kommenden Jahr gerettet werden.

„The Defenders“ ist ab 18. August auf Netflix zu sehen. Die erste Staffel hat acht Folgen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.08.2017)

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