Der gebürtige Wiener und zweifache Oscar-Preisträger wird mit einem Tribute geehrt. Die Vienalle dauert heuer von 19. Oktober bis 2. November.
Der österreichische Hollywoodexport Christoph Waltz ist der Stargast der 55. Viennale: Dem 60-jährigen zweifachen Oscar-Preisträger ist dafür ein eigener Tribute gewidmet, bei dem eine Auswahl seiner größten Filmerfolge zu sehen ist. Am 24. Oktober gibt es im Gartenbaukino eine Gala inklusive Bühnengespräch mit dem gebürtigen Wiener , wie die Viennale am Donnerstag ankündigte.
Christoph Waltz war Anfang 50, als Hollywood ihn für sich entdeckte. Seit seiner Oscar-gekrönten Rolle als SS-Oberst Hans Landa in Quentin Tarantinos "Inglorious Basterds" war der Österreicher vorrangig auf manipulative Bösewichte gebucht. Im Vorjahr spielte er gar den Bond-Antagonisten. Rund um seinen 60. Geburtstag am 4. Oktober darf Waltz wieder vermehrt als Guter in Erscheinung treten. (c) REUTERS ( Lucy Nicholson Reuters) Seine aktuellen Filmengagements lesen sich wie eine - für das Publikum wie auch ihn selbst - willkommene Abkehr vom überaus erfolgreichen, wenn auch etwas repetitiven Pfad des Superschurken in Hollywood: Gerade hat er mit Matt Damon und Kristen Wiig Alexander Paynes Comedy-Drama "Downsizing" in Kanada abgedreht. (c) REUTERS (DANNY MOLOSHOK) Ende des Jahres ist er in der historischen Romanverfilmung "Tulip Fever" (Österreich-Start: 23.12.) an der Seite von Alicia Vikander als gehörnter Ehemann zu sehen.Der Film wure bereits vor zwei Jahren gedreht, doch der Filmstart immer wieder verschoben. In der von James Cameron produzierten Manga-Verfilmung "Alita: Battle Angel" ist er mal nicht Antagonist, sondern Dr. Dyson Ido, Mentor des titelgebenden Cyborgs Alita. Zu sehen wird der Film allerdings er 2018 sein. (c) Weinstein Company Geboren wurde Waltz am 4. Oktober 1956 in Wien, seine Eltern sind die Bühnen- und Kostümbildner Johannes Waltz und Elisabeth Urbanic. Er absolvierte das Reinhardt-Seminar und das Lee Strasberg Theatre Institute in New York für Schauspielerei. Im Bild: Waltz 1988 in der TV-Serie "Derrick" (c) imago/United Archives (imago stock&people) Nach einem Bühnen-Debüt am Zürcher Schauspielhaus ("Amadeus") und Engagements an verschiedenen Theatern folgten später vor allem zahlreiche Film- und Fernsehrollen. Im Bild: Im Film "Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit" (c) ORF ( ) Bereits früh erarbeitete sich der Spross einer Theaterdynastie den Ruf eines prägnanten Filmbösewichts mit diabolischer Unbestimmbarkeit, der auch im komödiantischen Fach brillieren kann. Seine umfangreiche Filmographie umfasst u.a. "Du bist nicht allein - Die Roy Black Story" (im Bild), "Der Tanz mit dem Teufel - Die Entführung des Richard Oetker", "Lapislazuli", "Dienstreise - Was für eine Nacht" und "Die Zürcher Verlobung". (c) imago/United Archives (imago stock&people) Während sich Schauspieler österreichischer und deutscher Herkunft gern darüber beschweren, in Hollywood immer nur Nazis spielen zu dürfen, hat ausgerechnet die Darstellung eines SS-Offiziers dem gebürtigen Wiener Christoph Waltz zu einem Triumph in der Traumfabrik verholfen. Für seine Rolle des SS-Standartenführers Hans Landa im Film "Inglourious Basterds" von Quentin Tarantino erhielt er 2010 einen Oscar (bester Nebendarsteller). (c) UPI/Francois Duhamel Bei seiner Premiere als Oscar-Gewinner 2010 - damals überreichte ihm Penelope Cruz den Filmpreis - war Waltz sichtlich nervös. "Alle haben mir an Bord geholfen, alle haben mir geholfen, einen Platz zu finden", sagte Waltz bei Oscar Nummer eins. "Es gibt keinen Weg, euch jemals genug zu danken. Aber ich kann damit anfangen." Der größte Dank galt aber Regisseur Quentin Tarantino für dessen "unorthodoxe Methoden der Navigation" auf der Expedition, zu der der Dreh zu "Inglourious Basterds" wurde. (c) REUTERS ( Gary Hershorn Reuters) Zuvor erntete Waltz in Cannes als Hans Landa mit dem renommierten Darstellerpreis die verdienten Früchte, seither regnet es Auszeichnungen und Angebote in Hülle und Fülle. Im Jänner 2010 hatte er den Golden Globe für den besten Nebendarsteller gewonnen. (c) REUTERS ( Vincent Kessler Reuters) Tarantino betonte immer wieder, wie wichtig Waltz für "Inglourious Basterds war. "Er ist ein sprachliches Genie", sagte der Regisseur. "Christoph war der einzige, der beim Casting die Gedichte in jeder gewünschten Sprache sprechen konnte", so Tarantino. "Danach habe ich meinen Produzenten angerufen und gesagt: Wir machen den Film! Ohne Christoph hätte ich den Film nicht gemacht." Er besetzte den Wiener auch in "Django Unchained". (c) Reuters (OLIVIA HARRIS) Mit "Django Unchained" holte Waltz schließlich seinen zweiten Oscar. Bei der Dankesrede sprach er "grenzenlosen Dank" er seiner Rolle Dr. King Schultz und damit "dem Erschaffer dieser inspirierenden Welt" aus: Quentin Tarantino. "Wir haben an einer Heldenreise teilgenommen, und dieser Held war Quentin", so Waltz in Richtung seines Regisseurs, auf die Wagner-Referenz in "Django Unchained" Bezug nehmend. "Du hast den Berg erklommen, weil du keine Angst vor ihm hast, du hast den Drachen bezwungen, weil du keine Angst vor ihm hast. Und du hast den Feuerkreis durchschritten, weil du es wert warst." Im Bild: Waltz mit den anderen Oscar-Preisträgern 2013 (vlnr), Daniel Day-Lewis, Jennifer Lawrence und Anne Hathaway (c) REUTERS (� Mike Blake / Reuters) Im postmodernen Western "Django Unchained" spielte Waltz den Kopfgeldjäger Dr. Schultz. Dieser half dem befreiten Sklaven Django (Jamie Foxx) dessen Frau aus den Händen eines Plantagenbesitzers (Leonardo diCaprio) zu befreien. (c) The Weinstein Company/AP (Andrew Cooper SMPSP) Die beiden Oscars, sagte er später rückblickend, hätten ihm "totale Freiheit" gebracht, "ein unbeschreibliches Glücksgefühl". Mit dem Eintritt in den Hollywood-Olymp wandte sich Waltz voll und ganz dem US-Kino zu. (c) APA (GEORG HOCHMUTH) Dem Rollenfach, das ihm den späten Durchbruch verliehen hatte, blieb Waltz folglich treu, wobei er stets für namhafte Regisseure vor die Kamera trat. In Michel Gondrys "The Green Hornet" (im Bild) verkörperte er den Untergrundboss Benjamin Chudnofsky, in Paul W.S. Andersons "Die drei Musketiere" den intriganten Kardinal Richelieu. (c) imago/ZUMA Press (imago stock&people) Ähnlich ging es weiter: In Roman Polanskis "Der Gott des Gemetzels" (im Bild) spielte er den zynischen Anwalt Alan Cowan, in Tim Burtons "Big Eyes" den manipulativen Möchtegern-Künstler Walter Keane und für David Yates den belgischen Kolonialisten Rom in "Tarzan". (c) Constantin Film Der Ritterschlag in punkto Antagonisten-Ehren erfolgte 2015 mit der Rolle des Franz Oberhauser/Ernst Stavro Blofeld im 24. James-Bond-Film "Spectre". Die Reaktionen auf Waltz' Darstellung waren eher verhalten - und auch der Schauspieler selbst äußerte sich kürzlich unzufrieden mit seiner Leistung. "Ich kann nicht behaupten, dass mir der Blofeld wirklich gelungen ist", sagte Waltz der "Zeit". "Es war nicht das, wonach ich gestrebt habe. Ich habe nach mehr Inspiration gesucht." (c) 20th Century Fox Home Entertainment Seinen Wohnsitz hat der Vater von vier Kindern mittlerweile nach Los Angeles verlegt, wo er mit seiner Frau Judith Holste lebt. Dort kokettiert er gerne mit seinem Außenseiterstatus als kultivierter Europäer. In Late-Night-Shows wie jener von Jimmy Kimmel zeigt er sich von der Popcorn-Kultur in Kinos, Barbecue und Hot-Dogs entsetzt; in einer Werbung für ein Smartphone macht er sich kongenial über den "American way of life" lustig, ehe er samt Familie, Hund, Griller und gehissten US-Flaggen selbst zum wandelnden Klischee mutiert. (c) REUTERS ( Danny Moloshok Reuters) Die Verbindung zu seiner Heimat hält er allein schon aus "größter Sorge" angesichts der hiesigen Politik, wie er kürzlich in einem Interview mit dem "Focus" sagte: Waltz, der bereits im Mai dem Bundespräsidentschaftskandidaten Alexander van der Bellen seine Unterstützung aussprach, warnte da vor "radikalen Nichtlösungen" der "Herren Populisten". (c) REUTERS (ANDREW KELLY) "Christoph Waltz zur Viennale zu holen, war seit mehreren Jahren ein Herzensprojekt von Hans Hurch. Dass es in diesem Jahr klappt, freut uns ganz besonders", so Franz Schwartz, der nach dem überraschenden Tod von Langzeitdirektor Hurch heuer interimistisch die Viennale führt, in einer Aussendung. Dazu hat man gemeinsam mit Waltz eine Auswahl seiner Filme für das Tribute zusammengestellt, das Werke wie den Tarantino-Klassiker "Inglourious Basterds", "Django Unchained" oder frühe deutschsprachige Arbeiten wie "Du bist nicht allein - Die Roy Black Story" umfasst.
Die Viennale dauert heuer von 19. Oktober bis 2. November. Das detaillierte Programm, das heuer wieder rund 200 Filme umfassen soll, wird am 10. Oktober präsentiert. Der Vorverkauf startet dann am 14. Oktober um 10 Uhr.
(APA)
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