Marine Vacth: Mit ganzer Hingabe

Offen für Neues. Für    ihren neuen Film fielen Vacths lange Haare vor ­laufender ­Kamera.
Offen für Neues. Für ihren neuen Film fielen Vacths lange Haare vor ­laufender ­Kamera.(c) 2017, Mandarin Production, FOZ , Mars Films, Films Distribution, France 2 Cinéma, Scope Pictures/Jean-Claude Moireau
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Vom Laufsteg auf die Leinwand: Die Französin Marine Vacth hat dank zweier Filme von François Ozon mühelos die Branche gewechselt.

Schon als Model für Saint Laurent oder Chloé ist Marine Vacth durch ungewöhnliche Schönheit aufgefallen. Als 15-Jährige wurde die Französin auf der Straße von einem Model-Scout angesprochen. Doch sie kann mehr, als glamouröse Designermode zu präsentieren. Ihr Talent als Schauspielerin bewies sie vor allem in François Ozons Film „Jung & Schön“, der 2013 im Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes lief und dort als bester Film ausgezeichnet wurde. Nun hat sie wieder mit dem Regisseur zusammengearbeitet. Im mysteriösen Psychodrama „Der andere Liebhaber“ spielt sie Chloé, eine junge Frau zwischen zwei Männern.

Was ist an dieser Geschichte so interessiert, dass Sie sie unbedingt spielen wollten?
Ich wollte nichts sehnlicher, als wieder mit François Ozon zusammenzuarbeiten. Das ist der Hauptgrund, warum ich zugesagt habe. Und ich habe sofort gesehen, welches Potenzial diese Rolle hat. Mir bot sich die Chance, mich als Schauspielerin auf eine Weise auszuprobieren, wie ich es zuvor noch nicht getan hatte.


Was macht die Arbeit mit François Ozon so besonders?
Wir haben uns von Anfang an sehr gut verstanden, die Chemie stimmte sofort. Das war schon so bei unserem ersten Projekt „Jung & Schön“ so. Die Dreharbeiten an seinem Set habe ich auch dieses Mal als sehr angenehm und in gewisser Weise auch spielerisch empfunden. François Ozon ist ein Regisseur, der genau weiß, was er will. Als Schauspieler merkst du, dass er seinen Beruf mit jeder Faser seines Herzens liebt. Das ist wunderbar.


„Jung & Schön“ und „Der andere Liebhaber“ sind extreme Filme, in denen François Ozon Ihnen viel abverlangt. Wie leicht fällt es Ihnen, sich als Schauspielerin zu öffnen?
Es hat mit der besonderen Beziehung tun, die ich zu François Ozon habe. Dieses Projekt ist der beste Beweis dafür. Und da ich seine Arbeit so sehr schätze, hatte ich auch nicht für eine Sekunde den geringsten Zweifel oder Angst. Denn ich wusste ganz genau, was mich erwartet. Ich vertraue ihm voll und ganz, umgekehrt ist es genauso.


Sie würden vor der Kamera alles für ihn tun?
Es ist nicht so, dass ich ihm blind vertraue. Ich bin mir sehr bewusst, was ich ihm als Schauspielerin gebe, und darüber habe ich die Kontrolle. Doch ich erlaube ihm, mich zu führen. Unsere Arbeitsbeziehung lässt sich durch tiefes gegenseitiges Vertrauen charakterisieren. In gewisser Weise sind wir Komplizen. Ich weiß, dass er mich niemals hintergehen würde. Wir haben eine ganz starke, stabile Verbindung.


Wie nähern Sie sich einer Figur wie Chloé?
Ich spiele meine Rollen instinktiv. Natürlich mache ich mir im Vorhinein Gedanken und beschäftige mich mit den Charakteren, die ich spiele. Ich will wissen, warum sie etwas tun und was sie antreibt. Dieser Prozess setzt ein, wenn ich das Drehbuch lese. Doch in dem Moment, in dem die erste Klappe fällt, vertraue ich ganz auf meine Instinkte als Schauspielerin.


In der ersten Szene lässt sich Chloé ihre Haare abschneiden. Trugen Sie eine Perücke oder sind es tatsächlich Ihre Haare, die da fallen?
Ich trage keine Perücke, es sind wirklich meine eigenen Haare, die da abgeschnitten werden.


Wie hat es sich angefühlt, sich vor laufender Kamera einen Kurzhaarschnitt verpassen zu lassen?
Es war ein gutes Gefühl. Eigentlich war ich froh, sie abschneiden zu lassen. Denn meine langen Haare gingen mir ziemlich auf die Nerven. Ich war richtig glücklich, als ich mich das erste Mal mit der Kurzhaarfrisur gesehen habe. Außerdem war es die richtige Entscheidung für die Rolle.


Nach dem Überraschungserfolg von „Jung & Schön“ haben Sie nur sehr wenige Rollen angenommen. Warum?
Ich bin 2014 zum ersten Mal Mutter geworden. Und da hatten erst einmal andere Dinge in meinem Leben Priorität. Ich wollte mich zunächst um mein Kind kümmern. Und hinzu kam, dass mich die Drehbücher, die mir angeboten wurden, nicht wirklich berührt haben.


Nach welchen Rollen suchen Sie?
Ich würde gern einmal eine wirklich böse Frau in einem Actionfilm spielen.
Was haben Sie sich denn da genau vorgestellt?
Ich bin da auf nichts Bestimmtes festgelegt, es muss nicht unbedingt ein amerikanischer Film sein. Ich würde gern mit den verschiedensten Regisseuren aus verschiedenen Kulturen arbeiten. Wenn ich mir Filme ansehe, bin ich auch nicht auf eine Richtung festgelegt. Ich sehe mir alles Mögliche an.


Sie haben Ihre Karriere als Model begonnen. Was können Sie aus dieser Zeit nun für Ihren Beruf als Schauspielerin nutzen?
In meiner Zeit als Model habe ich ein Verständnis dafür bekommen, wie wichtig das Licht für eine Aufnahme ist. Das ist beim Film ganz genauso. Das Licht ist auch da ein ganz entscheidender Faktor. Allerdings habe ich auch beim Judo-Sport einiges für meinen jetzigen Beruf gelernt. Da habe ich das Verhältnis vom Körper zum Raum entdeckt. Denn als Schauspielerin muss ich wissen, wie man ein Körpergefühl für den Raum entwickelt.


Wann haben Sie sich entschieden, Schauspielerin zu werden?
Es gab keine Künstler in meiner Familie, und ich hatte eigentlich auch gar nicht die Absicht, Schauspielerin oder Model zu werden. Das war alles ein großer Zufall. Plötzlich taten sich all diese Möglichkeiten vor mir auf, und ich habe die Chance einfach genutzt. Mit „Jung & Schön“ habe ich dann mit François Ozon zum ersten Mal einen Film gemacht, der mir wirklich eine Herzensangelegenheit war. Ich wollte die Rolle in diesem Film unbedingt spielen. Und es hat bis zu diesem Zeitpunkt gedauert, dass ich diesen Wunsch hatte, Schauspielerin zu sein.


Ohne François Ozon hätte sich Ihr Leben in eine andere Richtung entwickelt?
Mit François habe ich erst wirklich begriffen, was dieser Beruf bedeutet: wie man einen Moment fühlt und sich in eine Rolle fallen lässt. Und dann hatte ich ja auch immer den Luxus eines zweiten Jobs. Denn wenn es mit der Schauspielerei nicht funktioniert hätte, hätte ich auch weiter als Model arbeiten können.


Wie erleben Sie es, sich auf der Leinwand zu sehen?
Damit habe ich eigentlich kein Problem. Den fertigen Film sehe ich mir nachher immer sehr gern an, weil ich gespannt bin, was der Regisseur daraus gemacht hat. Ich höre allerdings nicht gern meine Stimme. Und ich finde es fürchterlich, mich in Fernsehinterviews zu sehen.

Tipp

„Der andere Liebhaber“. François Ozons Erotikthriller mit Marine Vacth und Jacqueline Bisset läuft ab 19. Jänner in den österreichischen Kinos.

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