"Solo": Die Magie von Star Wars ist vorbei

Alden Ehrenreich spielt den jungen Han Solo.
Alden Ehrenreich spielt den jungen Han Solo.Screenshot YouTube
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Der Trailer zum neuen Ableger der Star-Wars-Saga zeigt, dass man ein Universum nicht ewig ausquetschen kann.

Manchen Dingen muss man eine Chance geben. Sie zwei, drei Tage wirken lassen, ehe man ein endgültiges Urteil fällen kann – ob man mit einer neuen Sache warm wird oder ob sich nichts rührt ("Erforsche deine Gefühle..."). Im Fall von „Solo“, dem neuen Sidekick aus dem Star-Wars-Universum bleibt es jedenfalls erstaunlich kalt. Wie groß war noch die Euphorie beim ersten Trailer von Episode VII – einem neuen Beginn, der nach den weitgehend enttäuschenden Prequels stilistisch wieder näher an die Original-Trilogie herankam. Der die Synthese aus alten (Han, Leia, Chewbacca und Luke) und neuen Helden (Rey, Poe, Finn) versuchte. Und der zumindest zeitweise wieder das Gefühl aufkommen ließ, dass die Star-Wars-Saga noch nicht zu Ende erzählt wurde, man noch wissen möchte, was als nächstes kommen wird. Der neue Ableger der Reihe schafft nicht einmal mehr im (wohl auf die besten Szenen komprimierten) Trailer diesen Moment.

Als Disney mit „Rogue One“ 2016 den ersten Ableger von Star Wars ins Kino schickte, war schon klar, dass man hier ein neues Feld aufbereiten würde. Die Nebengeschichten abseits des Hauptstrangs in den regulären Episoden sollten Geschichten erzählen, die im gleichen Universum spielen, die auch irgendwie etwas mit dem Galaktischen Imperium und den Rebellen zu tun haben. Nur dass es eben Nebenfiguren, Nebenschauplätze und Nebenhandlungen sind. In Rogue One klappte das noch recht gut – ein Actionfilm mit Anleihen aus den Originalepisoden, der aber auch einfach für sich stehen konnte. Und der erst in den letzten Szenen die Verbindung zum Beginn der ursprünglichen Saga (Episode IV – Eine neue Hoffnung) legte. Wird Solo das auch schaffen? Als eigenständiger Film bestehen und doch irgendwie im riesigen Puzzle des Star-Wars-Universum einen würdigen Platz einnehmen?

Ehrenreich reicht nicht an Harrison Ford heran

Nach mehreren Durchläufen des Trailers sieht es eher nicht danach aus. Alden Ehrenreich als Hauptdarsteller wirkt nicht einmal annähernd so, wie Han Solo durch Harrison Ford zum Prototyp des schlitzohrigen und frechen Schurken auf der Seite der Guten wurde. Und ja, vermutlich ist es unfair, an den 28-Jährigen diesen Maßstab anzulegen. Doch es ändert nichts daran, dass zumindest im Trailer nicht das Gefühl aufkommt, es mit dem echten Han Solo zu tun zu haben. Aber es ist nicht nur das bisschen Schauspielen, das man im Trailer zu sehen bekommt. Es ist auch der Rest. Natürlich ist es schön, dass das Universum von Star Wars auch mehr als 40 Jahre nach dem ersten Teil immer noch da ist. Dass sich die Figuren, Mythen und Geschichten über Generationen hinweg gehalten haben. Als Teil der Popkultur, als kollektive Erinnerung und als etwas, das immer noch eine Faszination in sich trägt. Doch mit der Veröffentlichungsschwemme der vergangenen Jahre lässt diese Faszination immer mehr nach.

Vom einstigen Hochamt der Science Fiction ist heute vor allem die Hülle geblieben. Das Berechnende, wie mit immer neuen Filmen, immer neuen Merchandising-Produkten immer mehr Einnahmen gemacht werden können. Das Gefühl, dass die Reihe doch mehr ist als nur ein paar Filme, ist zunehmend verblasst. Star Wars ist ein austauschbares Franchise geworden, das sich eben über ein paar Jahrzehnte hinweggerettet hat. Aber das im Grunde nicht mehr viel anders funktioniert als aktuellere Varianten wie etwa die Avengers. Ein Universum wird so lange ausgequetscht, bis es nichts mehr hergibt. Beim Trailer zu Solo bleibt das Gefühl zurück, dass schon nicht mehr allzu viel drin ist. Das mag sich noch einmal ändern, wenn im Dezember 2019 Episode IX in die Kinos kommt, wenn die dritte Trilogie ihren Abschluss findet. Doch was dann? Noch weiter das Vorleben anderer Figuren ausrollen? In noch mehr Nebensträngen nach Verwertbarem suchen?

Die große Geschichte ist längst erzählt

Für Hardcorefans, die dieses System auch schon durch die unzähligen Bücherveröffentlichungen kennen, in denen Nebenfiguren erfunden und ins Star-Wars-Universum gesetzt werden, mag das noch einen Reiz haben. Doch die große Geschichte, so ehrlich muss man sein, ist längst erzählt. Der Kampf Gut gegen Böse, der Weg von Anakin Skywalker auf die dunkle Seite, seine Errettung durch seinen Sohn – und rundherum die ganze Familiengeschichte. Joseph Campbells „Der Held in tausend Gestalten“, das Standardwerk der Mythenforschung, wurde in den Filmen mittlerweile komplett durchgearbeitet. Was jetzt noch nachkommt, ist Beiwerk. Ist das, was man bekommt, wenn man aus einem Universum noch Geschichten herausquetschen will, die eigentlich nicht mehr da sind. Daran werden wohl auch die "Game of Thrones"-Macher David Benioff und D.B. Weiss, die für eine weitere Trilogie engagiert wurde, nicht allzu viel ändern können. So hart das auch klingen mag, aber das war es. Spätestens mit dem Solo-Film ist die Magie von Star Wars endgültig vorbei.

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