"Black Panther": Die Zukunft ist schwarz - und weiblich

Black Panther
Black Panther(c) Marvel Studios
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Der erste schwarze Superheld bekommt einen Solo-Kinofilm. Ryan Cooglers Streifen ist symbolisch ein genauso wichtiger Comic–Meilenstein wie „Wonder Woman“. Hip ist er dank Kendrick Lamars Soundtrack obendrein.

Den Einfluss von populärer Musik in Kinofilmen kann man gar nicht hoch genug einstufen. Was wären etwa Tarantinos wichtigstes Werk „Pulp Fiction“ – mit beispielsweise dem Neil Diamond-Cover „Girl, You'll Be a Woman soon“ (interpretiert von Urge Overkill) – oder der überraschende Marvel-Erfolg „Guardians of the Galaxy“ – der der Snapchat-Generation alte Hadern von Blue Swede, Bowie, Jackson 5 näherbrachte – ohne ihre Soundtracks. Oldies funktionieren, sind eben Goldies, um eine Redewendung zu strapazieren. Dass man auch einen anderen Ansatz verfolgen kann, nämlich auf zeitgenössische Musik setzen, beweist der neueste Marvel-Streifen „Black Panther“ eindrucksvoll. Mit dem US-Rapper Kendrick Lamar hat man einen der relevantesten Musik-Künstler der Gegenwart gewinnen können. Gemeinsam mit The Weeknd ist ihm mit „Pray For Me“ nicht nur das einprägsamste Lied des Soundtracks gelungen, sondern schon jetzt einer der besten Popsongs des Jahres. Die musikalische Untermalung ist nur ein Element, das „Black Panther“ zu einem der Meilensteine des Superheldenfilms macht.

Die Story von „Black Panther“ setzt nach den Geschehnissen des Marvel-Films „Captain America: Civil War“ (2016) an. Zur Erinnerung: T'Chaka, der König und als Black Panther auch der Beschützer des afrikanischen Staates Wakanda (fiktiv), wurde während seiner Ansprache vor den Vereinten Nationen in Wien (!) Opfer einen Attentats. Nun ist sein Sohn, Prinz T'Challa (Chadwick Boseman), der rechtmäßige Thronfolger und wird zu Beginn des Films in einer opulenten traditionellen Zeremonie zum neuen König gekürt. Für die Außenwelt ist Wakanda lediglich ein ärmliches Land. Aber: Mithilfe des Metalls Vibranium (ebenfalls fiktiv) konnte es eine Tarnvorrichtung installieren, sodass die State-of-the-Art-Nation für Nicht-Staatsbürger unsichtbar wird. Lange galt in Wakanda die Maxime der Isolierung – aus Angst vor „Fremden“. Als ein Artefakt, das Vibranium enthält, von einer ungleichen Allianz aus einem Elite-Soldaten (stark: Michael B. Jordan) und dem Waffen-Dealer Ulysses Klaue (wunderbar böse: Andy Serkis, diesmal nicht hinter einer CGI-Maske) aus einem Londoner Museum gestohlen wird, steht die Zukunft Wakandas auf dem Spiel.

T'Challa wird bei seiner Mission, das Vibranium nach Hause zu bringen, von seinen weiblichen Bodyguards Okoye und Nakia (famos: Danai Gurira, bekannt als Michonne aus „The Walking Dead“, und Oscar-Gewinnerin Lupita Nyong'o) und unerwartet von einem CIA-Agenten (witzig: Martin Freeman) unterstützt. Auch T'Challas Schwester Shuri (Letitia Wright), eine weibliche „Q“ im Teenager-Alter, hilft bei dem Unterfangen. Eine spektakuläre Verfolgungsjagd beginnt, die James-Bond-Filme in den Schatten stellt ...

Mit dem story-technisch soliden, stilistisch schönen und symbolisch wichtigen Hipster-Blockbuster „Black Panther“ bekommt der erste afroamerikanische Superheld der bekannten Comic-Universen seinen eigenen Kinofilm mit einem bis auf ganz wenige Ausnahmen rein schwarzen Traum-Cast (darunter auch Angela Bassett, Forest Whitaker). Seinen ersten Auftritt in einem Comicheft hatte Black Panther 1966. Entwickelt haben ihn – wie auch andere bekannte Marvel-Charaktere – zwei Söhne jüdischer Immigranten, Stan Lee und Jack Kirby, dessen Eltern übrigens aus Österreich nach Amerika kamen. Der Name des schwarzen Superhelden ist an die Black-Panther-Bewegung angelehnt, die auch 1966 startete, um die Diskriminierung von Afroamerikanern zu bekämpfen. Zwischenzeitlich hieß der Superheld Black Leopard, um semantische Ähnlichkeiten zu verhindern. 2016 wurde Black Panther dem Mainstream-Kinopublikum vorgestellt, nun hat er – endlich – seinen eigenen Film.

Folklore trifft Zeitgeist

Mit den Regisseuren zeigte die Disney-Tochter Marvel stets ein gutes Händchen, zuletzt mit Indie-Darling Taika Waititi, der „Thor: Ragnarok“ zu einer triumphalen Komödie machte. Auch der junge afroamerikanische Filmemacher Ryan Coogler ist ein Glücksgriff. Er hat sein Talent mit seinen bisherigen Werken, darunter „Creed“, der Revitalisierung des „Rocky“–Franchise, unter Beweis gestellt. Auch in „Black Panther“ schafft er es, Tradition und Zeitgeist zu verweben. So mag der folkloristische Aspekt zu Beginn des Films dem mitteleuropäischen und zynischen Kinobesucher an kitschige 90er-Jahre-Popclips wie Wes' „Alane“ erinnern. Doch die Rezeption ändert sich, spätestens mit dem ersten Kendrick-Lamar-Song im Film.

Mit Fortdauer gewinnen die Zukunftsaspekte die Oberhand: Abschottung ist in der globalisierten Welt nicht mehr vertretbar; Öffnung ist eine Chance, auch weil der signifikante Technologiefortschritt Leben retten kann – und muss. Wakanda kann Vorbild sein, auch was die Darstellung der Frau – mit Kämpferinnen und Technikgenies – betrifft: Das ist sehr erfrischend, gerade für das machoide Comicfilm–Genre. Die weiblichen Figuren spielen die männlichen Protagonisten (auch T'Challa selbst) mit Schmäh und Stärke regelrecht an die Wand. So gesehen ist „Black Panther“ wie „Wonder Woman“ – auch die weibliche DC-Ikone musste viele Jahrzehnte auf einen Kinofilm warten – ein Meilenstein: Die Comic-Zukunft ist schwarz und weiblich. Und hip.

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