Filmtipps

Badewannen-Bobs und Eishockey-Schlägereien: Die besten Sportfilme auf Netflix, Amazon & Co.

Inferno Pictures
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„Citius, Altius, Fortius“ lautet das Olympische Motto, in Sportfilmen geht es meist um mehr als turnerische Leistungen. Unsere Empfehlungen erzählen von Teamgeist, von Sport als Religion, vom absoluten Siegeswillen.

Feld der Träume

Von Phil Alden Robinson, 1989
Zu sehen auf Amazon

Ein romantischer Sportfilm mit US-mythologischen und jüdisch-christlichen Bezügen. Wenn Ray Kinsella (Kevin Costner) kein Althippie aus der aufgeklärten Moderne wäre, würde er locker als biblischer Held durchgehen. Von einer körperlosen Stimme wird er dazu aufgefordert, hinter seinem Haus ein Baseballspielfeld zu errichten. Die evangelikalen Nachbarn halten ihn für einen falschen Propheten. Die wirtschaftsliberalen Verwandten für verrückt, weil er sein kostbares Land nicht lieber an einen zahlungswilligen Agrarkonzern abtritt. Nur seine resolute Gattin und seine Tochter stehen ihm weiter zur Seite – trotz des finanziellen Ruins, der ihnen wegen des Baus und der Instandhaltung der Freiluftarena droht. Ein Szenario, das man erst zu verdrängen schafft, als aus dem angrenzenden Maisfeld verstorbene Spielerlegenden hervortreten, die es in der Zwischenkriegszeit zu einigem Ansehen brachten und nun als Gespenster aus dem Jenseits wieder den Schläger schwingen. Allerdings ist nur die Kleinfamilie und später noch ein ehemaliger Beatnik-Literat imstande, sie zu sehen. Wo man sich bereits als Kind mit Vater und Großvater im Hintergarten ein paar Bälle zugeworfen hat, taugt Baseball beinahe von selbst als säkulare Ersatzreligion. 

Schlappschuss

Von George Roy Hill, 1977
Zu sehen auf Amazon

Ein satirischer Sportfilm. Das böse Kontrastprogramm zum empfindsamen „Feld der Träume“: Eine fiktive Eishockeymannschaft prügelt sich ihren Weg bis an die Spitze der Provinzunterliga frei. Dem rauen Tonfall des New-Hollywood-Kinos aus den Siebzigerjahren verpflichtet, werden die Spieler als proletarische Berufsschläger mit losem Mundwerk porträtiert. Die Sportreporter setzen auf Brot und Spiele. Das Publikum übernimmt die unrühmliche Rolle des fanatisierten Pöbels. Und Paul Newman thront als schlitzohriger Teamkapitän über allem. Auf eine gesittete Sexualmoral und das Sportlerethos vom fairen Wettkampf wird nichts gegeben – unter den Figuren hätte für so etwas ohnehin niemand Verwendung.

Erik(A)

Von Kurt Mayer, 2005
Zu sehen auf Flimmit oder auf spiegel.tv (gratis mit Werbeunterbrechungen)

Ein Gender-Sportfilm. Nicht nur ob seiner Geschichte eine Doku-Perle, sondern auch wegen der originellen Montage aus Zeitsprüngen, TV-Ausschnitten und Plansequenzen. Es geht ins winterliche Kärnten. Katholisch geprägte Bevölkerung. Mensch kommt entweder als Mann oder als Frau zur Welt, lautet das Dogma. Dass die Erika aus dem Dorf ein Zwitter ist, wird deswegen lieber ausgeblendet. Durch das kollektive Schweigen und weil sich ihr männliches Geschlechtsorgan leicht übersehen lässt, bleibt sie lang ahnungslos. 1966 holt sie für Österreich den WM-Titel in der Skiabfahrt – da ist sie 18. Mit 20 lässt sie sich in Erik umwandeln. Die Spielfilmversion, „Erik & Erika“, feiert am 3. 2. ihren Kinostart.

Cool Runnings – Dabei sein ist alles

Von Jon Turteltaub, 1993
Zu sehen auf Sky

Ein komödiantischer Sportfilm. In der Geschichte der mittelmäßigen bis lausigen Disney-Realfilme eine geglückte Ausnahme. Die Touristenvorliebe, vom Kalten ins Heiße zu reisen, wird umgekehrt: Für die erste jamaikanische Bobmannschaft der Welt verläuft die Route vom sonnigen Kingston ins kanadische Calgary, wo 1988 die Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden. Das war in Wirklichkeit auch so – die Charaktere und Geschehnisse hat man dazuerfunden. Die Slapstick-Einlagen sorgen für einiges Schmunzeln und gelegentliche Lachanfälle, ihren Charme bezieht die Komödie aus der Bodenständigkeit des Teams: Das muss sich daheim zum Trainieren mit Buckelpiste und Badewanne begnügen. 

Am Limit

Von Pepe Danquart, 2007
Zu sehen auf Flimmit

Ein metaphysischer Sportfilm deutsch-österreichischer Herkunft. Selbst ein Flachlandbewohner, der die Vorstellung steinerne Wände zu bezwingen eher abschreckend empfindet, dürfte dem dokumentarischen Porträt der sogenannten Huberbuam (Thomas und Alexander Huber) etwas abgewinnen können. Denn die beiden Profibergsteiger und Extremkletterer aus Oberbayern scheinen tatsächlich nach mehr zu suchen als dem bloßen Kick. Sie wollen Transzendenz erreichen – die Überschreitung der endlichen Erfahrungswelt. Zumindest momentweise.
Man ruft sich zu, spannt das Seil, sortiert das Gestänge, steigt immer weiter hinauf. Angst, Freude und Erschöpfung wechseln einander ab. Als genauso wagemutig wie die beiden Brüder erweist sich die Kamera, die stets um sie herumkreist. Wie man feststellt, ist nicht die Perspektive schräg, wenn man den Kopf einmal zur Seite neigen muss, sondern es sind die Kanten, an denen die beiden Extremsportler entlang kraxeln. Details erscheinen in Superzeitlupe, durch die Streckung zu gigantischer Größe angewachsen. Menschen aus der Ferne hingegen wie Ameisen an einer Zimmerwand. Ein stetiger Wechsel der Proportionen. Reinstes Bergkino.

Goon

Von Michael Dowse, 2011
Zu sehen auf Netflix

Noch ein Eishockey-Prügelfilm: Ein Türsteher (Seann William Scott) gerät auf der Tribüne eines Eishockeystadions in eine Rauferei - und wird darauf vom örtlichen Verein als Schläger vom Dienst am Eis engagiert. Eine recht blutige Slapstick-Komödie, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Die 2017 erschienene Fortsetzung "Last of the Enforcers" gibt es ebenfalls bei Netflix.

Außerdem:

Replay 08

Kurzfilm von Peter Hörmanseder, 2008
Zu sehen auf Flimmit

Ein experimenteller 12-Minüter über den (zumindest hierzulande) legendären WM-Sieg der österreichischen Nationalmannschaft über die deutsche in Cordoba, anno 1978. Während die Tore in Superzeitlupe gezeigt werden, spricht Dirk Stermann den Part des damaligen Live-Kommentators aus dem deutschen, Stefan Grissemann den aus dem österreichischen Fernsehen - beide in emotionsloser Computerstimme. Wirklich komisch!

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