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Konsolenkino und Game-Verfilmungen: Die besten Spiel-Filme auf Netflix, Amazon & Co.

Universal Pictures
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Seit Freitag läuft ein neuer „Tomb Raider“-Film in den heimischen Kinos, Hollywood nimmt die Generation der Gamer ins Visier: Mit Ego-Shooter-Trips und verspielten Filmplots. Fünf Empfehlungen.

Hardcore Henry

Von Ilya Naishuller, 2015
Zu sehen auf Amazon

Dass sich die Ästhetik von Filmen und Computerspielen angleicht, gilt seit Jahren als Gemeinplatz. Einer näheren Untersuchung hält er kaum stand – doch in Ansätzen trifft er zu. Der Begriff „cinematic“ ist im Game-Diskurs beliebt: Gemeint ist episches Erzählen in Spielen, der Rückgriff auf große Spannungsbögen und Bombast- Effekte. Im Gegenzug bedienen sich immer mehr Filme der Ich-Perspektive, um Zuschauer im Zuge ausgeklügelter One-Take-Spektakelsequenzen zu packen. Ein Musterbeispiel wäre Alfonso Cuaróns Weltraumabenteuer „Gravity“ – oder der letzte King-Kong-Film, in dem man an einer Stelle aus Kamerasicht in den Affenschlund stürzte. Pionierarbeit leistete die heute fast vergessene Actionspiel-Adaption „Doom“ (2005) – sie enthielt eine lupenreine Ego-Shooter-Sequenz. Doch kein Film geht in der Verschmelzung von Shooter-Logik und Achterbahnkino so weit wie „Hardcore Henry“: 90 atemlose, ultrabrutale Minuten lang stiert man darin durch die GoPro-Augen (und das Fadenkreuz) eines stummen Helden auf eine Filmwelt, die nichts anderes ist als ein Parcours voller Schießbudenfiguren. Der vielleicht dümmste Avantgardefilm seit Gaspar Noés Leinwandastralreise „Enter the Void“ – aber gleichfalls ein unvergesslicher Kino-Trip.

Resident Evil

Von Paul W. S. Anderson, 2002
Zu sehen auf Netflix

Bislang ist es nur einem Filmemacher gelungen, anhaltenden Erfolg mit Videospielverfilmungen zu erzielen: Der Brite Paul W. S. Anderson landete mit dem schnörkellosen Zombie-Actionthriller „Resident Evil“ einen Überraschungshit, dem ganze fünf Fortsetzungen folgten – eine abgedrehter als die andere, jede eine Star-Plattform für Andersons Gattin Milla Jovovich. Zunächst als Trash belächelt, fanden sich sukzessive Verteidiger der Serie, besonders ihre gleichermaßen klassisch-effiziente wie modernistisch-experimentelle Inszenierung von Kämpfen und Feuergefechten erntete Lob. Sie überzeugt schon im ersten Teil, ob es nun um die Abwehr untoter Hunde geht oder die Umgehung heimtückischer Laserfallen.

Silent Hill

Von Christophe Gans, 2006
Zu sehen auf Netflix und Amazon

Die „Resident Evil“-Reihe prägte die technischen Aspekte von Überlebenshorror-Games; doch in puncto Atmosphäre bleibt die „Silent Hill“-Saga der Spielefirma Konami unerreicht. Besonders der zweite Teil setzte neue Maßstäbe: Als einsamer, nahezu schutzloser Held irrt man durch das unheimliche Vakuum einer nebeligen Geisterstadt, nur selten durchbrechen Monsterattacken das Isolationsgefühl. Mit seiner Verfilmung gelang dem Franzosen Christophe Gans das rare Kunststück, die surreale Stimmung der Vorlage auf die Leinwand zu übertragen: Wenn sich das riesenhafte Ungetüm „Pyramid Head“ mit rostigem Schwert im Anschlag ins Bild schleppt, laufen einem regelrechte Schauerwellen den Rücken runter.

Scott Pilgrim vs. the World

Von Edgar Wright, 2010
Zu sehen auf Netflix

Schon der Plot von Edgar Wrights Action-Rom-Com „Scott Pilgrim vs. the World” klingt wie ein Computerspiel: Um das Herz seiner Angebeteten Ramona Flowers (Mary Elizabeth Winstead) zu erobern, muss Scott Pilgrim, der Bassist einer Garage-Rock-Band (Michael Cera), sieben ihrer bösen Ex-Freunde in einer Reihe wunderlicher Duelle besiegen. Bereits die retro-selige Comic-Vorlage des Kanadiers Bryan Lee O'Malley quoll über vor Videospielreferenzen. Die Filmfassung steht ihr in nichts nach, spielt immer wieder Soundeffekte aus dem Nintendo-Klassiker „The Legend of Zelda“ oder blendet bei Kämpfen Prügelspiel-Trefferwerte ein – doch man muss kein Game-Nerd sein, um diese hyperaktive Kinoromanze zu genießen.

Wreck-It Ralph

Von Rich Moore, 2012
Zu sehen auf Netflix

Ralph will kein Bösewicht mehr sein. Obwohl der sanftmütige Riesen-Haudrauf aus dem Automatenspiel „Fix-It Felix“ nicht wegzudenken ist, wird er von dessen Bewohnern geächtet, nach getaner Arbeit fliegen alle Lorbeeren dem Titelhelden zu. Also schleicht sich Ralph kurzerhand in ein Actionspiel aus der Spielhallen-Nachbarschaft, um sich dort eine Medaille zu verdienen – der ultimative Beweis, dass man das Zeug zum Helden hat. Doch natürlich geht das Unterfangen nicht nach Plan, und der ewige Underdog muss sich wider Willen der Bewährungsprobe eines richtigen Abenteuers unterziehen. „Ralph reichts“ ist der erste Versuch eines großen Studios, einen breitenwirksamen Animationsfilm auf Basis von Computerspiel-Folklore zu produzieren: Ein Beleg, dass PC- und Konsolenspiele längst kein Nischenphänomen mehr sind. Die Gratwanderung zwischen universeller Selbstfindungsstory und verschrobenem Anspielungskompendium gelingt dem Disney-Werk ganz gut – dank enormer Detailversessenheit und den charmanten Stimmen von John C. Reilly und Sarah Silverman. Der nächste Spielnostalgie-Blockbuster, Steven Spielbergs „Ready Player One“, wartet übrigens schon um die Ecke.

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