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Zu den Osterfeiertagen: Die besten Christus-Filme auf Netflix, Amazon & Co.

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Sozialrevolutionär und/oder Schmerzensmann: Die Figur des Jesus von Nazareth hat auch das Kino herausgefordert. Wir empfehlen Filme über Christus und den Glauben.

Das 1. Evangelium nach Matthäus

Von Pier Paolo Pasolini, 1964
Zu sehen auf Sky

Für Pier Paolo Pasolini wäre es als Marxist, Atheist und Homosexueller ein Leichtes gewesen, Christus als falschen Messias zu porträtieren. Aber statt die Religion zu verurteilen, der er eigentlich skeptisch bis ablehnend gegenüberstand, versetzte er sich für seinen Jesus-Film in die sakrale Sicht auf seine Hauptfigur empathisch hinein.

Das Ergebnis war ein kleines Wunder. Obwohl er auf barocken Pomp und Verherrlichung der Passion verzichtet hatte, bedachten die Geistlichen, die 1964 bei einer Vorführung im Vatikan zugegen waren, sein Werk mit 40-minütigem Applaus. In seinem Jesus-Film ergibt sich das Schöne und Magische an der Christus-Geschichte aus dem Profanen und Alltäglichen. Die Ästhetik ist puristisch – aber die vielen Detail- und Großaufnahmen erzeugen zusammen mit dem ständigen Gegenlicht einen spirituellen Taumel ganz eigener, neorealistischer Art. Zugleich ist der wortgetreuen Matthäus-Verfilmung anzusehen, dass Pasolini Jesus von Nazareth mehr als proletarischen Sozialrevolutionär („sanft im Herzen, aber nie im Denken“ nannte er ihn) denn als Gottessohn darstellen wollte. Das erste Evangelium eignete sich für diesen Zugang besonders gut, weil es darin stark um Jesu aufrührerische Predigten geht.

Der Mann der 1000 Wunder

Von S. Sokolov, D. W. Hayes, 2000
Zu sehen auf Youtube/Netzkino

Ein Trickfilm, in dem die Helden aus dem christlichen Gründungsmythos als Knetfiguren zu sehen sind – unter ihnen ein Zimmermann mit gleichbleibend freundlichem Gesicht. Ein Märchen zwar, aber gleichzeitig sehr surreal. Denn durch das angewendete Stop-Trick-Verfahren sind die Bewegungen der Figuren ruckelig, weswegen das Gesehene leicht unwirklich erscheint. Als hätte jemand die Figuren aus dem Diorama zum Leben erweckt, das man im Volksschulalter für die Religionsstunde zusammengebastelt hatte. Ein Puppentheater von unheimlicher Wirkung. Aber darin so viel interessanter als die süßlichen und ästhetisch ideenlosen Kinderfilmadaptionen, die der Jesus-Geschichte normalerweise gewidmet sind.

Auferstanden

Von Kevin Reynolds, 2016
Zu sehen auf Netflix

Joseph Fiennes verkörpert einen römischen Tribun. Der ist wortkarg und muskulös. Ein Krieger eben. Als er eines seiner jüngeren Hinrichtungsopfer (den schmächtigen Gottessohn) zu Gesicht bekommt, mutiert der robuste Archetyp aus dem Actionfilm-Regal unverzüglich zum gläubigen Softie. Nein, ein gelungener Film ist aus dieser fiktiven Geschichte, die dem Happy End aus der Bibel angehängt wurde, nicht hervorgegangen. Aber wie sich Kevin Reynolds (ein untergegangener Regiestar aus dem Blockbusterkino der 80er-/90er-Jahre) auf der Suche nach den großen Antworten in grellem Christus-Kitsch und den Klischees aus längst vergangenen Schwarzenegger-Tagen verirrt, ist unfreiwillig höchst komisch.

Paradies: Glaube

Von Von Ulrich Seidl, 2012
Zu sehen auf Flimmit, Netflix

Im zweiten Teil der „Paradies“-Trilogie von Ulrich Seidl schiebt sich eine streng katholische Kleinbürgerin mit unmissverständlichen Absichten ein Kruzifix unter die Bettdecke. Jesus ist ihr imaginärer Liebhaber. Die vielen Devotionalien in ihrem Haus sind für sie weniger Objekte zur religiösen Verehrung als Instrumente zur Befriedigung und masochistischen Selbstkasteiung. Idolatrie nennt man die Besessenheit von Bildwerken und Statuen, die das Abbild von Heiligen zeigen. Luther sprach von Götzendienst. Deswegen ist der Film auch weniger blasphemisch, als man zuerst denken könnte. Er lässt sich ebenso gut als Warnung lesen, wozu solche Liebe schlimmstenfalls führen kann.

Silence

Von Martin Scorsese, 2016
Zu sehen auf Amazon

In „Silence“ trifft man nicht Jesus selbst an, aber einen portugiesischen Pater aus dem frühen 17. Jahrhundert, der sich narzisstisch mit ihm gleichsetzt – und der in der knabenhaften Gestalt von Andrew Garfield sogar so ausschaut, wie er in der christlichen Kunst zumeist dargestellt wurde (als schlanker Jüngling mit langen Haaren und sanftmütiger Aura). Statt seinen Werdegang auf einen geschichtsträchtigen Opfertod zulaufen zu lassen, schickt Scorsese seinen Pseudo-Jesus allerdings nach Japan, wo sein Plan, die ortsansässigen Heiden zu bekehren, einfach nicht aufgehen will. Als er in die Foltermühlen der buddhistisch-shintoistischen Inquisition gerät, stellt er allmählich fest, wie wenig die Ideale des Christentums einer Realität standhalten, in der man aufgrund seines Körpers verletzlich und korrumpierbar bleibt.
Durch diese Wendung legt Scorsese brillant die Unterschätzung des Leibes, die Selbstgerechtigkeit des Missionarskonzepts und die binäre Täter-/Opfer-Logik offen, die eben auch zur Jesus-Religion gehören. Das Erstaunliche ist jedoch, dass „Silence“ trotzdem zutiefst pro-christlich ist: Martin Scorsese möchte nicht anklagen und zerstören, sondern produktiv hinterfragen.

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