„Sex-Pakt“: Die Teenager drücken noch einmal ein Auge zu

Die alleinerziehende Mutter Lisa (Leslie Mann) sorgt sich. Das findet Julie (Kathryn Newton) überflüssig.
Die alleinerziehende Mutter Lisa (Leslie Mann) sorgt sich. Das findet Julie (Kathryn Newton) überflüssig. (c) UPI
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Liebevoll, witzig – mit einem versöhnlichen Schluss: Die Komödie „Sex-Pakt“ erzählt von Erwachsenen in Nöten.

Kay Cannon ist nicht sehr bekannt. Könnte sie aber sein, wenn man Schreibern mehr Aufmerksamkeit zukommen ließe, als das in Hollywood normalerweise der Fall ist, immerhin hat sie maßgeblich an Tina Feys „30 Rock“ mitgearbeitet – einer Serie, in der schon vor dem jetzigen Boom komplizierter und komplexer Heldinnen eine Frau eben nicht entweder Schwiegermonster oder alles wuppende Mama/Karrierefrau sein musste, sondern ihr auch die eine oder andere Neurose und Verrücktheit zugestanden wurde.

Ein bisschen etwas von diesem Geist atmet auch „Der Sex-Pakt“, mit dem Kay Cannon ihr Regiedebüt gibt. Wobei der Original-Titel „Blockers“ besser passt. Denn der Film dreht sich weniger darum, dass drei Freundinnen vereinbaren, am Abend des Abschiedsballs erstmals Sex zu haben – sondern eher um die Eltern, die dies mit allen legitimen, illegitimen und illegalen Mitteln zu verhindern suchen. Obwohl sie doch eigentlich allesamt überzeugt davon sind, so richtig cool zu sein.

Leslie Mann gibt dabei die alleinerziehende Mutter Lisa, die sich gern als top informierte beste Freundin ihrer Tochter sieht, aber schmerzlich erkennen muss, dass sie keine Ahnung hat, was es mit all den Emoji-Auberginen, Emoji-Tropfen und Emoji-Pfirsichen im Chat der drei Mädchen auf sich hat. Sie darüber aufzuklären – Achtung, die drei schließen gerade einen Sex-Pakt! – liegt an einem Rowdy-Vater namens Hunter (Ike Barinholtz). Und dann gibt es als Dritten im Bunde den von Wrestler John Cena gespielten Muskelprotz, der nah am Wasser gebaut ist und darunter leidet, dass seine toughe Tochter Kayla (Geraldine Viswanathan) halt auch nicht mehr sein süßes Mädchen ist.

Es wird jedenfalls turbulent – eine kollektive Kotzszene inklusive, die auch manchem Teenager im Publikum zu heftig wurde. Aber bei aller Turbulenz, bei allen Gags, und hier lässt diese Komödie wenig aus, geriet die Zeichnung der Figuren erstaunlich differenziert, ob der Eltern in ihren Nöten und ihrem Zweifel oder der Teenager in ihrem selbstverständlichen Freiheitsdrang. Das Ergebnis ist jedenfalls ein durchaus liebevolles Porträt zweier Generationen, in dem sich mancher wiedererkennen wird.

Auch Eltern sind lernfähig

Am Ende wird zwar Lisa für ihren Versuch, dem sexuellen Glück ihrer Tochter im Wege zu stehen, hart bestraft: Sie liegt unterm Lotterbett und muss irgendeinen Weg finden, unbemerkt das Zimmer zu verlassen, was nicht ohne Verbrennungen ersten Grades abgeht. Aber der Film endet versöhnlich. Erstens sind auch Eltern manchmal lernfähig und erkennen, dass die emanzipierten jungen Frauen gut auf sich selbst aufpassen können. Und zweitens drücken die drei Mädchen ein Auge zu.

Nicht nachtragend zu sein ist ein schöner Zug. Über (elterliche) Schwächen hinwegzusehen auch. Sagen wir: Es ist das Ergebnis geglückter Erziehung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2018)

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