Die misslungensten Filmtitelübersetzungen

Titelzersplitterungen sind in der Filmgeschichte kein Novum: Auf Französisch waren Humphrey Bogart und Lauren Bacall 1947 „Les passagers de la nuit“ („Die Passagiere der Nacht“).
Titelzersplitterungen sind in der Filmgeschichte kein Novum: Auf Französisch waren Humphrey Bogart und Lauren Bacall 1947 „Les passagers de la nuit“ („Die Passagiere der Nacht“).(c) Warner Bros.
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Wie „Die Hard“ zu „Stirb langsam“ wurde, wie „Pretty Woman“ in China heißt und warum sich französische Filme so oft um Madame und Monsieur drehen: die Motive der Filmtitelübersetzer.

Beim Überfliegen der Kinostarts machte unlängst ein Titel stutzig: „A Beautiful Day“. Lief nicht erst kürzlich ein Film bei uns, der genauso hieß? Mit Benicio del Toro als NGO-Helfer im Jugoslawienkrieg? Nein, verrät ein Blick zurück: Das war „A Perfect Day“. Dann also ein U2-Konzertfilm, benannt nach der Millenniumshymne der irischen Rocker? Wieder falsch, aber geografisch näher dran: Es handelt sich um das jüngste Werk der schottischen Regisseurin Lynne Ramsay – ein künstlerisch ambitionierter Psychothriller mit Joaquin Phoenix, der vergangenes Jahr in Cannes seine Premiere feierte. Irgendwas stimmt hier nicht, dämmert dem Festivalkenner: Der Film hieß doch damals ganz anders! Unheimlicher, poetischer, markanter: „You Were Never Really Here“. Wie kommt man denn da bitte auf „A Beautiful Day“? Wollen uns die Filmvermarkter für blöd verkaufen? Oder, um es mit einem deutschen Verleihtitel auszudrücken: „Ich glaub, mich knutscht ein Elch!“

Die Umbenennungspraktiken der Filmverleihe sind berühmt-berüchtigt. Im Internet finden sich etliche Texte, die sich darüber mokieren. Kein Wunder: Besonders deutsche Neubetitelungen wirken im Vergleich zum Original oft plump und brachial. Aus der Teenie-Komödie „Blockers“ wird die Unmissverständlichkeit von „Der Sex Pakt“, das französische Integrationslustspiel „Cherchez la Femme“ (eine Anspielung auf die auch hier gar nicht so unbekannte Redewendung) verwandelt sich ins marktschreierische „Voll verschleiert“. Doch selbst jene, die sich über solche Boulevardisierungen empören, müssen zugeben: In Bezug auf Stil und Genre wird man aus Titeln wie „Blockers“ und „Cherchez la Femme“ auf den ersten Blick nicht schlau. Und aus Marketing-Sicht ist das fatal.


Assoziationen wecken. Besonders bei Komödien ginge es folglich darum, Titel zu finden, die dem heimischen Publikum bei der Genrezuordnung helfen – so Michael Stejskal, Geschäftsführer des Filmladen-Filmverleihs. Gegen den Begriff der Formel wehrt er sich: Man wolle schlicht vermitteln, worum es in den Filmen geht. Wortspiele lassen sich oft nicht übertragen, europäische Stars sind selten so bekannt wie in ihren Heimatländern, wörtliche Übersetzungen muten oft holprig und unmelodisch an; daher müsse der Charakter eines Films auf prägnante Formulierungen gebracht werden, die einschlägige Assoziationen wecken.

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