Wenders: Der Papst „meint, was er sagt“

Wim Wenders.
Wim Wenders.(c) REUTERS (Stephane Mahe)
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Warum der deutsche Autorenfilmer in seinem Franziskus-Film keine kritischen Fragen stellen wollte.

Wie fern die 68er-Revolution gerückt ist in dem halben Jahrhundert, das uns nun von ihr trennt, spürt man nicht zuletzt an einzelnen Lebensgeschichten. Der Deutsche Wim Wenders, damals 23, heute 73 Jahre alt, drehte damals in München seine ersten kurzen Filme, beeinflusst von der Studentenbewegung, von amerikanischer Rockmusik. Filme wie „Der Himmel über Berlin“ oder „Paris, Texas“ machten ihn in den 80er-Jahren weltberühmt. Immer wieder verfilmte oder inszenierte er Werke von Peter Handke. Nun kommt Ende dieser Woche sein Film „Papst Franziskus – ein Mann des Wortes“ in die Kinos, den manche als zu unkritisch sehen, Wenders selbst als Dokument der Bewunderung versteht.

Interessanter als die „world leader“

Der Vorschlag zur Doku kam aus dem Vatikan, Wenders sagte unter der Bedingung zu, dass es keine Auftragsproduktion sein würde. Man sieht den Papst vor allem in die Kamera redend, immer wieder auch auf Reisen. Es solle keine Biografie über „Herrn Bergoglio“ sein, sondern „eine Biografie dessen, wofür Papst Franziskus steht. Und das ist sein Wort“, sagte Wenders im Gespräch mit „Vatican News“. Die Gespräche mit dem Papst hätten ihn davon überzeugt, dass dieser alles meine, was er sage, und auch lebe, was er sage. Das mache Franziskus interessanter als die „world leader“: „Mit einem ehrlichen Menschen einen Film zu machen, das ist so viel schöner als mit einem, der Versteckspiele treibt“.

Dem Katholischen war Wenders schon in jungen Jahren nah. Er stammt aus einer konservativ katholischen Familie, wollte als junger Mann Priester werden, ist heute zweifacher Ehrendoktor der Theologie. Gefragt, warum er dem Papst in seinem Film völlig „die Bühne überlasse“, antwortete Wenders in Interviews, dass er die klassische Interviewsituation nicht möge – der Fragende inszeniere sich selbst darin, mache sich wichtig. Er habe schon als junger Filmemacher „die Dinge und Menschen gerne für sich selbst sprechen lassen“. (sim)

Die ausführliche Rezension des Films finden Sie in der Samstagausgabe der „Presse“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2018)

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