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Robert De Niro wird 75: Seine besten Filme auf Netflix, Amazon und Co.

Universal Pictures
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Er ist der Meister der Mafiosi und Psychopathen, er beherrscht getriebene und gemarterte, schrullige und manische Charaktere. Einige seiner besten Rollen kann man auf Streamingplattformen wiedersehen.

Casino

Von Martin Scorsese, 1995
Zu sehen auf Netflix

Ohne Scorsese wäre Robert De Niros Karriere wohl anders verlaufen – und vice versa. Scorseses tolles Frühwerk „Hexenkessel“ (verfügbar auf Netflix) diente De Niro als Startrampe zum Startum, in den New-Hollywood-Klassikern „Taxi Driver“ und „Raging Bull“ (leider in keinem Abo der größeren Streaming-Dienste vertreten) formte der gebürtige New Yorker sein Spitzendarsteller-Image richtig aus. In drei Dekaden spielte er für Scorsese immer wieder Getriebene und Gemarterte, narzisstische Psychopathen und sensible Rabauken, Männer mit großem Ehrgeiz, ebenso großen Minderwertigkeitskomplexen und (auto-)aggressiver Ader. „Casino“, die achte und vorläufig letzte Kollaboration des Kreativgespanns, bildet eine Art Quersumme ihrer bisherigen Arbeiten. De Niro gibt darin einen jüdischen Profi-Hasardeur, der von der Italo-Mafia zum Leiter eines großen Spieltempels in Las Vegas bestellt wird. Auch diese Figur hat einen Hang zur Selbstzerstörung, doch im Vergleich zu anderen Rollen De Niros ist sie reflektierter, beäugt das bunt-brutale Treiben um sie herum mit leiser Skepsis – wie eine besonnenere Variante von Ray Liottas Gangster-Parvenü aus „Goodfellas“. 2019 kommt es übrigens zur Wiedervereinigung des Dreamteams in „The Irishman“.

The Fan

Von Tony Scott, 1996
Zu sehen auf Sky

Gil (De Niro) ist Messervertreter und empfindet das Leben als einzige Kränkung. Seine ganze Hoffnung projiziert er auf Profi-Baseball – namentlich auf den Starspieler Bobby Rayburn (Wesley Snipes). Als die letzten Stützpfeiler von Gils Existenz in sich zusammenbrechen, wird dieses Fantum zur gefährlichen Obsession. Den meisten Figuren De Niros steckt der Wahnsinn in den Knochen. Diese merkt nicht einmal, dass sie langsam den Verstand verliert. Hier bündelt sich die Dämonie des rachsüchtigen Verbrechers aus Scorseses „Kap der Angst“ mit dem jämmerlichen Geltungsdrang des Möchtegern-Promis aus „King of Comedy“ zum bitterbösen, aber dennoch tragischen Porträt eines Abgehängten.

Heat

Von Michael Mann, 1995
Zu sehen auf Amazon

Der in blaustichiger Optik gehaltene, großteils in sterilen Designerwohnungen oder vor nächtlichen L.A.-Panoramen spielende „Heat“ gilt zurecht als elegantes Meisterwerk unter den modernen Räuber-und-Gendarm-Thrillern. De Niro brilliert darin als distinguierter Kopf einer Profi-Einbrecher-Bande, dem sich Al Pacino als überarbeiteter Gesetzeshüter an die Fersen heftet. Ein Duell im doppelten Sinne: zwischen den epochalen Charakterdarstellern und zwischen den Figuren, die bei einem gemeinsamen Kaffee ihren Respekt füreinander bekunden. Es ist ein stetiger Wechsel zwischen Jäger und Gejagtem. Und De Niro ist mal wieder der Verschlosse, in dem es unentwegt arbeitet.

Meine Braut, ihr Vater und ich

Von Jay Roach, 2000
Zu sehen auf Amazon

De Niro wurde zur Schauspiel-Legende, indem er auf erschreckend realistische Weise hartgesottene Mafiosi und bedrohliche Soziopathen verkörperte. Seine Rolle als pensionierter Ex-CIA-Agent in „Meine Braut“, der seinen zartbesaiteten Schwiegersohn in spe (Ben Stiller) während eines Kennenlernwochenendes durch die Mangel nimmt, löste jedoch großes Amüsement aus. Obwohl ihr das Autoritäre und Paranoide keineswegs abging. De Niro hatte es lediglich in die Hülle eines alten, schrulligen Spießbürgers verpackt, der seiner Katze beibringt, wie man das WC benutzt und seine erwachsene Tochter überbehütet. Als Komödiant war De Niro nie besser. Auch wenn der Überraschungseffekt in den beiden Sequels (2004, 2011) verflogen war.

Zeit des Erwachens

Von Penny Marshall, 1990
Zu sehen auf Netflix

Leonard (De Niro) befindet sich seit 30 Jahren in einem katatonischen Zustand. Sein Körper ist reglos, geisterhaft wesenlos, jede Reaktion nur ein Reflex. Als ein Arzt (Robin Williams), der in seiner Stasis eine Spiegelung seines eigenen sozialen Stillstands erkennt, ein neues Medikament an ihm testet, ist er plötzlich wieder wach. Und De Niro beginnt damit, einer ärztlich dokumentierten Verwandlung, die auf wahren Begebenheiten basiert, meisterlichen Ausdruck zu verleihen. Wie ein Schauspieler, der in eine neue Rolle schlüpft, wirkt der Reanimierte anfänglich wie ein Neuankömmling in seinem eigenen Körper. Mimik und Gestik sind ungelenk, aber das Bemühen, die Kontrolle über sie und damit ein Ausdrucksvermögen zu erlangen, ist groß. Dann verliebt er sich in eine Klinikbesucherin, wird übermütig, manisch und beginnt gegen seine Internierung in der Anstalt (nach seiner langen Körpereinkerkerung ein weiteres Verlies) zu rebellieren. Die Zuckungen und Ticks, die seinem Koma vorausgingen, kehren derweil zurück. „Ich bin grotesk“, sagt er irgendwann, bevor sein Bewusstsein wieder in einen unabsehbaren Schlaf zurückweicht – eine existenzialistische, tiefenhumanistische Darbietung!

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