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Venedig zuhause: Die besten Festival-Eröffnungsfilme auf Netflix, Amazon & Co.

Warner Bros. Entertainment Inc.
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Nächste Woche beginnt das Filmfestival in Venedig. Manch früheren Eröffnungsfilm kann man sich zuhause anschauen. Fünf Empfehlungen und wo man sie streamen kann.

Gravity

Von Alfonso Cuarón, 2013
Zu sehen auf Netflix

Die Filmfestspiele von Venedig stehen in immerwährender Konkurrenz zu anderen A-Festivals, vor allem zu Cannes und Toronto. Noch vor nicht allzu langer Zeit wähnte man sie auf dem absteigenden Ast, doch in den letzten Jahren haben sie sich aus Branchensicht wieder "derfangen", wie man so sagt - nicht zuletzt, weil eine Reihe gewichtiger Lido-Premieren Oscars für sich verbuchen konnten. Mittlerweile genießt Venedig den Ruf eines Academy-Award-Sprungbretts, besonders die Eröffnungsfilme werden von einschlägigen Medien im Hinblick auf ihre Goldjungen-Tauglichkeit taxiert.

Als Trendwendensetter gilt Alfonso Cuaróns eindrucksvoller Weltraumtrip "Gravity", der 2013 die Kinomostra einleitete und im darauffolgenden Frühjahr sieben Oscar-Statuetten gewann, darunter auch jene für Beste Regie. Der Film besticht zuvorderst als technische Meisterleistung im Geiste von Stanley Kubricks "2001": Die männerende Kameraarbeit Emmanuel Lubezkis schafft im Verbund mit subtilen Spezialeffekten eine kunstvolle Simulation von Schwerelosigkeit, vom entwurzelten Driften im luftleeren Raum. Die Handlung rund um eine Astronautin (Sandra Bullock), die nach Bodenhaftung sucht - im direkten und übertragenen Sinne - überzeugt hingegen nur bedingt.

La La Land

Von Damien Chazelle, 2016
Zu sehen auf Amazon

Vor zwei Jahren sorgte Damien Chazelle mit seinem Retromusical "La La Land" für einen schwungvollen Venedig-Auftakt - und ebnete so den Weg für den Siegeszug seines Films durch Kinos und Preisverleihungen. Die Story über einen Jazzmusiker (Ryan Gosling) und eine Schauspielerin (Emma Stone) auf der Suche nach Liebe in Zeiten des Kreativprekariats umgarnte die Herzen mit Hollywood-Nostalgiezauber, schützte sich aber mit melancholischer Grundstimmung vor der Kitschfalle. Besonders betörend: Der Soundtrack von Justin Hurwitz. Kritik am Kunstwillen (und am Kunstverständnis) des Films tat seinem Erfolg keinen Abbruch, heuer stellt Chazelle mit seinem jüngsten Streich "First Man" erneut den Lido-Pfortenöffner.

The Reluctant Fundamentalist

Von Mira Nair, 2012
Zu sehen auf Sky

Ein junger Pakistani startet an der Wall Street durch. Er liebt die USA bedingungslos – bis zum 11. September 2001, als er auf der Straße, an Flughäfen und im Büro eine subtile Fremdenfeindlichkeit zu spüren beginnt. Er vollzieht eine Kehre, wird Lehrer an einer Uni in Lahore, berichtet er 10 Jahre später einem Journalisten und CIA-Spitzel, der ihn für einen islamischen Fundamentalisten hält. - Der zwischen Rückblenden und Dialogszenen changierende Politthriller der indischen Regisseurin Mira Nair, der 2012 die Filmfestspiele einläutete, wartet mit einigen Überraschungen auf, von denen die größte ist, dass in ihm eine Wesensverwandtschaft zwischen Turbokapitalismus und religiösem Fanatismus hergestellt wird.

Abbitte

Von Joe Wright, 2007
Zu sehen auf Amazon

Schaut man sich Christopher Nolans „Dunkirk“ an, ist man verwundert, warum das titelgebende Küstenstädtchen, wo tausende, von der Wehrmacht umzingelte britische Soldaten 1940 tagelang auf ihren Heimtransport warten mussten, in John Wrights „Abbitte“ vollkommen anders ausschaute. Statt kühler und flächiger Leere gab es dort Pferde, ein Riesenrad und einen Chor - blutende, verletzte, „wirkliche“ Soldaten zudem, die miteinander lachten, tranken, weinten, statt bloß ins Narrenkastel zu starren. Alles festgehalten in einer fünfminütigen Plansequenz, die sich jedem Filmliebhaber für immer ins Gedächtnis brennen dürfte. Inklusive der markanten Kummermiene von James McAvoy, der verloren durch den Sand stapft. Wegen einer verheerenden Lüge ist die Figur, die er spielt, in die Verbannung geschickt und von seiner großen Liebe (Keira Knightley) getrennt worden. Zum Wiedersehen zwischen den beiden kommt es bloß in der halb-fiktiven Autobiografie der einstigen Intrigantin, die selbst noch als Greisin unter ihrem damaligen Fehltritt leidet. Ein großes Melodram von überwältigender optischer Schönheit und epischer Tragik. Der seinerzeit 35-jährige Wright war 2007 übrigens der jüngste Regisseur, dem die Ehre zuteilwurde, dass man sein Werk als Eröffnungsfilm zeigte.

The Terminal

Von Steven Spielberg, 2004
Zu sehen auf Netflix

Spielbergs humanistische Komödie über einen Einwanderer (Tom Hanks), der im Empfangsgebäude eines Flughafens feststeckt, war als Kritik gegen die Abschottungspolitik der Bush-Administration im Gefolge des 9/11-Terrors gedacht. Der Venedig-Eröffnungsfilm von 2004 wurde seinerzeit jedoch vorschnell als Konsumhuldigung abgetan, die für bestimmte Marken und Fast-Food-Restaurants schamlose Produktplatzierung betreiben würde. Dabei lernt der Bürgerkriegsflüchtling aus einem fiktiven postkommunistischen Land, dem die Behörden nicht nur die Ein-, sondern ebenso die Rückreise verweigern, bloß die realen Verlockungen einer mikrokosmisch verdichteten USA kennen. Und stößt gleichermaßen auf ihre Grenzen und Widerstände.

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