Von Sissi zur französischen Femme fatale

Nicht nur der Eros war ihr Thema, immer öfter spielte Schneider Opfer des Nationalsozialismus – wie hier in der Böll-Verfilmung „Gruppenbild mit Dame“ von 1977.
Nicht nur der Eros war ihr Thema, immer öfter spielte Schneider Opfer des Nationalsozialismus – wie hier in der Böll-Verfilmung „Gruppenbild mit Dame“ von 1977.(c) © ARD/Degeto (Cinetext Bildarchiv)
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Ausgerechnet eine Ausländerin, die als süßes Mädl berühmt geworden war, wurde in den Siebzigerjahren zu einer Verkörperung der verführerischen, starken „femme française“: Über das zweite Schauspielleben der Romy Schneider.

Romy Schneider sitzt im Badetuch an der Schreibmaschine, man sieht ihren Nacken, den zerzausten Dutt. „Sag, was sagt man im Französischen für ,lügen‘, nein, eigentlich für ,Geschichten erzählen‘?“, fragt sie lebhaft ihren Partner, gespielt vom Schauspieler Michel Piccoli. Auf Deutsch heiße das „verschönern“ . . .

Mit diesem Film, mit Claude Sautets „Die Dinge des Lebens“ von 1970, begann eigentlich das zweite Leben der Schauspielerin Romy Schneider – und aus der Sissi-Romy wurde ein neuer Mythos. In Deutschland und Österreich gedenkt man der Schauspielerin, die am 23. September dieses Jahres 80 Jahre alt würde, nach wie vor in erster Linie als Sissi – und als Skandal-Romy. Frankreich erinnert sich anders. Ausgerechnet die Ausländerin Romy wurde dort zu einer Verkörperung der „femme française“: einer reifen beziehungsweise im Film reifenden Frau, die verführerisch und rätselhaft die Männer bestrickt, aber auch zu ihrem Schicksal steht und sich selbst treu bleibt.

Das Schicksal Romy Schneiders hätte ganz anders aussehen können – fast sah es zeitweise so aus, als gäbe es für sie überhaupt kein zweites Leben als Schauspielerin mehr. Nachdem sie 1958, fünf Jahre nach ihrem Sissi-Debüt als Teenager, ihrem damals noch nicht berühmten Geliebten Alain Delon nach Frankreich gefolgt war, nicht zuletzt auf der Flucht vor ihrem Sissi-Image, wurde Delon in Kürze berühmt – und Romy fand keine Rollen. Erst zehn Jahre später, nach ihrer schmerzhaften Trennung, einer neuen Heirat in Deutschland und der Geburt ihres Sohns David, kam der Durchbruch: Delon, zum treuen Freund geworden, machte sie als seine Filmpartnerin im nicht unskandalösen erotischen Krimi „Der Swimmingpool“. Und zwar gegen den Widerstand der Produzenten. Diese nämlich fanden Romy Schneider zu sehr vom süßen Sissi-Image belastet.

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