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Verschlafen und versumpert: Fünf Filme über Faulheit zum Streamen im Netz

Polygram
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Meist sind im Kino tatkräftige Helden am Werk. Dabei können richtig faule Protagonisten so komisch, so entlarvend sein! Wir empfehlen fünf Filme, in denen gepflegt gefaulenzt wird.

The Big Lebowski

Von Joel und Ethan Coen, 1998
Zu sehen auf Amazon

Das Kino gehört normalerweise tatkräftigen Helden. Deswegen sind Faulenzer in Filmen so kostbar. Sie locken entweder die ureigentliche, aber zumeist von einem wendungsreichen Plot verdeckte Fähigkeit des Mediums hervor, die verstreichende Zeit festzuhalten, oder erzeugen einen komischen Effekt, indem sie zur dramatischen Handlung einen ironischen Kontrast abgeben. Der längst zur Kultfigur avancierte Dude (Jeff Bridges) ist zufrieden mit seinem Dasein als Taugenichts. Sein Alltag folgt einer festen Struktur aus Jointsrauchen, White-Russians-Trinken und Bowlingspielen. Bis einfältige Berufsschläger in seine Wohnung einfallen und auf seinen Teppich urinieren, weil sie (ausgerechnet) ihn mit einem gleichnamigen Millionär verwechseln. Bald sieht er sich einem Gewirr aus Verschwörungen, falschen Fährten, Verfolgern und einer Femme fatale wie aus einem Film noir ausgesetzt. Aber statt mit Wahnsinn oder Paranoia reagiert er auf das meiste mit genre-untypischer Gelassenheit und trockenem Sarkasmus. Seine selbstzufriedene Faulheit verschafft ihm eine kritische Distanz zu allem und jedem. Außer zu seinem cholerischen Kegelkumpel (John Goodman), der ihn ab und zu zur Weißglut treibt. Aber welches Leben ist schon perfekt?

Frohes Schaffen – ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral

Von Konstantin Faigle, 2012
Zu sehen auf Flimmit

Dass der Mensch zum Arbeiten geboren ist und ohne bezahlte Beschäftigung sozial verkümmert, ist für viele ein Naturgesetz. Regisseur Konstantin Faigle hält dagegen. Er begibt sich in ein absurdes Übungskaufhaus, wo Langzeitarbeitslose als „Aktivierungsmaßnahme“ mit Spielgeld hantieren; entlarvt in inszenierten Sequenzen die Folgen stetiger Selbstoptimierung und lebenslanger Schufterei für den Einzelnen und das harmonische Miteinander; und ergänzt alles um Interviews mit Intellektuellen, die den fanatischen Arbeitszwang in den westlichen Industrieländern überzeugend hinterfragen. Eine profunde Verteidigung des Müßiggangs, der als Katalysator für ein selbstbestimmtes Leben präsentiert wird.

Menschen am Sonntag

Von R. Siodmak & E. G. Ulmer, 1930
Zu sehen auf archive.org (gratis)

Ein Mann sitzt am Küchentisch, löffelt eine Suppe. Seine Freundin liegt im Bett herum, feilt sich die Fingernägel, schmiegt sich in den Polster. Der Wasserhahn tropft. Keiner will aufstehen. Am nächsten Morgen bricht er mit seinem Freund allein zum Wannsee auf, weil sie noch schläft. Eine Fahrt durch das Berlin von 1929 zeigt Leute an Fenstern und beim Ballspielen. Dann der Strand. Ein Junggeselle lacht sich ein Mädchen an. Die Schönheit filmisch zelebrierten Müßiggangs tritt zutage: sich reckende, küssende Körper im hohen Gras, Hände im Wasser. Am Abend ist der junge Mann wieder daheim. Seine Freundin erwacht gerade erst. Eine schwelgerische Ode aufs Entspannen und Verschlafen.

Bad Teacher

Von Jake Kasdan, 2011
Zu sehen auf Sky

Im Slacker-Genre tummeln sich traditionsgemäß eher selbstgenügsam faule Männer. Die wenigen Bummelantinnen aus der Filmgeschichte zielen stattdessen meist darauf ab, sich mit einem reichen Heiratskandidaten zu vermählen. Elizabeth (Cameron Diaz) funktioniert da kaum anders als Holly in „Frühstück bei Tiffany“, auch wenn sie das Gegenteil von zuckersüß ist. Lehrerin ist die biestige Alkoholikerin nur wegen der vielen freien Tage geworden. Sie hasst ihren Job, verachtet ihre Kollegen, ignoriert ihre Schüler. Als ein vermögender Kollege angestellt wird, sieht sie ihre Chance gekommen. Eine zotige Komödie, in der Klischees um weibliche Faulheit gekonnt auf die Spitze getrieben und gleichermaßen unterlaufen werden.

Withnail & I

Von Bruce Robinson, 1987
Zu sehen auf Netzkino.de (gratis mit Werbung)

Die Kultkomödie über zwei 29-jährige, ständig besoffene Schauspieler, die Ende der 1960er arbeitslos in einem schäbigen Londoner Apartment versumpern, basiert auf den Erfahrungen des Regisseurs Bruce Robinson, der mit seinem Mitbewohner einmal ähnlich karge Zeiten durchzustehen hatte wie der dünnhäutige Withnail und der schwermütige Ich-Erzähler: „Als wir die Wahl hatten zwischen Zigaretten und Essen“, gestand er einmal, „haben wir uns immer für die Zigaretten entschieden.“
Das ist sehr aussagekräftig für die selbstzerstörerische Faulheit der Hauptfiguren. Genährt wird sie von Perspektivlosigkeit und Menschenekel. Zugleich geht echte Verwahrlosung mit ihr einher. Dass der Film dennoch extrem lustig ist, liegt daran, dass ihre Niedergeschlagenheit in Kombination mit der tristen Optik eine Intensität erreicht, dass man aus nachempfindbarer Verzweiflung schon wieder lachen muss. Großartig, wenn sich Withnail mit Hitzesalbe einreibt, weil es in der Wohnung eiskalt ist. Und wie die hungrigen Freunde bei ihrem Ausflug aufs Land mit einer Flinte in einen Bach schießen, um einen Fisch zu erwischen. Ein faules Leben kann manchmal verdammt mühsam sein.

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