Achtung! Hier wird hemmungslos gespoilert!

(c) imago/Prod.DB
  • Drucken

Hat auf einer russischen Arktisstation ein Kollege auf den anderen eingestochen, weil der ihm das Ende eines Krimis zu verraten drohte? Ein Plädoyer für einen gelasseneren Umgang mit dem Spoilern von Plotpoints.

Es gibt ja Menschen, die lesen ein Buch prinzipiell von vorn bis hinten, Wort für Wort, Satz für Satz. Niemals würden sie sich von ihrer Neugierde verführen lassen, ein paar Seiten vorzublättern. Es sind dieselben, die einem ewig gram sind, wenn man versehentlich das Ende eines Films verraten hat. Da gehe es nicht nur um die Spannung, sagen sie. Sondern um Respekt vor dem Werk! „So ein Film ist wie ein Kartenhaus, wenn man eine Karte herauszieht, bricht alles ein“, sagt ein Kollege. Jeder Plotpoint ist ihm heilig.

Dann gibt es Menschen wie mich. Wir überspringen in Romanen gern die eine oder andere Passage – und werfen sogar bei Krimis manchmal einen voreiligen Blick auf die letzten Seiten. Wir spulen bei Filmen und Serien vor, wenn uns eine Szene zu brutal ist – und das war bei „Game of Thrones“ sehr oft der Fall. Und bevor wir ins Kino gehen, wissen wir ganz gern, was uns erwartet. Was den Respekt betrifft, berufen wir uns auf Umberto Eco. Jedes Kunstwerk ist offen. Es ist der Leser, der es vollendet. Das sind schließlich wir!

Uns könnte jedenfalls nie passieren, was einem Elektroingenieur auf einer russischen Antarktisstation widerfahren ist: Er hat sich laut Spiegel plus in der Einsamkeit zum Krimiliebhaber entwickelt. Er las gerade „Die vier Söhne des Doktor March“ von Brigitte Aubert, da drohte ihm sein Kollege zu verraten, bei welchem der Söhne es sich um den Serienkiller handelt. Der Elektroingenieur griff zu zu einem Küchenmesser und stach zu. Mitten in die Brust.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.