Oscars 2019: "Green Book" bester Film, Alfonso Cuarón bester Regisseur

Olivia Colman, Mahershala Ali und Regina King.
Olivia Colman, Mahershala Ali und Regina King.(c) AFP (Getty Images)
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Als beste Hauptdarsteller werden Rami Malek ("Bohemian Rhapsody") und Olivia Colman ("The Favourite") geehrt. Am meisten Oscars räumt das Freddie-Mercury-Biopic "Bohemian Rhapsody" ab, aber auch der Action-Blockbuster "Black Panther" ist erfolgreich.

Das nicht unumstrittene Rassismus-Roadmovie "Green Book" hat überraschend den Oscar für den besten Film gewonnen. Damit stach der Film von Regisseur Peter Farrelly auch den favorisierten Konkurrenten "Roma" des mexikanischen Regisseurs Alfonso Cuarón aus. "Green Book" holte zudem zwei weitere Oscars in den Kategorien Drehbuch und bester Nebendarsteller. "Diese Geschichte handelt von Liebe, trotz unserer Unterschiede", strich Farrelly in seiner Dankesrede die gesellschaftspolitische Relevanz seines Filmes, in dem sich ein schwarzer Jazzmusiker und sein weißer Chauffeur auf eine Tournee in die US-Südstaaten in den 1960er Jahren begeben, hervor.

Weniger überraschend war der Regie-Oscar für Alfonso Cuarón ("Roma"), der vor allem seinen Hauptdarstellerinnen dankte. "Sie sind wahrhaftig der Film", sagte er. Cuarons Film wurde auch in der Kategorie bester fremdsprachiger Film und für seine Kameraarbeit mit der begehrten Trophäe ausgezeichnet.

Alfónso Cuaron hält drei Oscars in Händen.
Alfónso Cuaron hält drei Oscars in Händen.(c) AFP

Klare Gewinner waren bei der 91. Oscar-Nacht nicht zu erkennen. Am meisten Trophäen heimste noch das Queen-Biopic "Bohemian Rhapsody" (darunter bester Hauptdarsteller) mit vier Oscars ein. Je drei Oscars gingen wie erwähnt an "Green Book" und "Roma" sowie überraschend an den Action-Blockbuster "Black Panther" (allerdings nur in Nebenkategorien).

Entschuldigung bei Glenn Close

Die emotionalste aller Dankesreden hielt zweifellos die britische Schauspielerin Olivia Colman, die bis dato vor allem in TV-Rollen (wunderbar: "Broadchurch") überzeugte. Für ihre Darstellung der instabilen Königin Anne in Yorgos Lanthimos' "The Favourite" wurde sie mit dem Oscar als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. "Das ist wirklich im wahrsten Sinne eine stressige Situation", sagte Colman dann auf der Bühne. Dass sie sich auch gegen Glenn Close, die bei ihrer siebenten Nominierung zum siebenten Mal leer ausging, durchsetzte, machte der Britin ein schlechtes Gewissen. Close sei immer ihr Idol gewesen. "Ich wollte nicht, dass wir uns so kennenlernen", entschuldigte sie sich. Mit ihrem Spruch "das wird nicht wieder passieren", erntete die sichtlich überwältigte Colman Lacher.

Olivia Colman bei ihrer Rede.
Olivia Colman bei ihrer Rede.(c) Reuters

Gleich zu Beginn der 91. Oscar-Nacht war mit Regina King eine weitere TV-Veteranin mit der begehrten Goldstatuette für ihre Leistung als beste Nebendarstellerin in der James-Baldwin-Verfilmung „If Beale Street Could Talk“ von Regisseur Barry Jenkins ("Moonlight") ausgezeichnet worden. Geehrt wurde sie für ihre eindringliche Darbietung als Mutter, die verzweifelt um das Familienglück ihrer jungen Tochter kämpft. Sie lenkte damit die gebührende Aufmerksamkeit auf Barry Jenkins' Zweitling, der von der Oscar Academy bei den Nominierungen sträflich vernachlässigt wurde. "God ist good all the time", sagte die mit den Tränen kämpfende Regina King zum Abschluss ihrer Rede, in der sie neben Gott vor allem ihrer Mutter dankte.

"Ich war nicht die naheliegendste Wahl"

In der Kategorie des besten Hauptdarstellers setzte sich der im Vorfeld als Favorit gehandelte Rami Malek durch. Mit "Bohemian Rhapsody" würde auch die Geschichte eines schwulen Migranten gefeiert, sagte Malek nach dem Gewinn des Oscars für seine Darstellung von Freddie Mercury. "Ich war vielleicht nicht die naheliegendste Wahl, aber es hat offenbar funktioniert", so der 37-Jährige. Dass wir ihn hiermit feiern, zeigt, wie sehr wir uns nach solchen Geschichten sehnen." Er wies in diesem Zusammenhang auch auf seine eigene ägyptische Abstammung hin.

Rami Malek bedankt sich.
Rami Malek bedankt sich.(c) Reuters

Bereits vor zwei Jahren hatte Mahershala Ali den Oscar als bester Nebendarsteller im Jenkins-Film "Moonlight" gewonnen. Nur zwei Jahre später konnte er nun seine zweite Trophäe einheimsen. In seiner Dankesrede betonte er, er sei überzeugt die "Essenz" des von ihm dargestellten Don "Doc" Shirley im Rassismus-Drama "Green Book" getroffen zu haben. Es war eine Reaktion auf die Kritik von Shirleys Familie, die zuletzt gegen die Darstellung des schwarzen Jazz-Musikers, der sich mit einem weißen Chauffeur auf Tour durch die US-Südstaaten begab, protestiert hatte. Danach dankte der Schauspieler seiner Großmutter: "Ich möchte das meiner Großmutter widmen".

Als Verlierer des Abends könnte man "The Vice" und "A Star is Born" bezeichnen, beide vielfach nominierten Filme eroberten jeweils nur einen Oscar - und das in Nebenkategorien. "The Vice" gebührenderweise in der Kategorie "Makeup & Haarstyling", "A Star is Born" mit dem Oscar für den Song "Shallow" von Lady Gaga.

Erstmals seit über 30 Jahren fand die Oscar-Nacht ohne Gastgeber statt, nachdem der US-Komiker nach schwulenfeindlichen Aussagen einen Rückzieher gemacht hatte.

Die Preisträger aller Kategorien:

BESTER FILM "Green Book"

BESTE REGIE Alfonso Cuarón ("Roma")

BESTE HAUPTDARSTELLERIN Olivia Colman ("The Favourite")

BESTER HAUPTDARSTELLER Rami Malek ("Bohemian Rhapsody")

BESTE NEBENDARSTELLERIN Regina King ("If Beale Street Could Talk")

BESTER NEBENDARSTELLER Mahershala Ali ("Green Book")

BESTE KAMERA "Roma

BESTES ORIGINAL-DREHBUCH "Green Book"

BESTES ADAPTIERTES DREHBUCH "BlacKkKlansman"

BESTER FREMDSPRACHIGER FILM "Roma"

BESTE MUSIK "Black Panther"

BESTER SONG "Shallow" aus "A Star is Born"

BESTES KOSTÜMDESIGN "Black Panther"

BESTES MAKE-UP "Vice"

BESTE VISUELLE EFFEKTE "First Man"

BESTER SCHNITT "Bohemian Rhapsody"

BESTES SZENENBILD "Black Panther"

BESTE TONMISCHUNG "Bohemian Rhapsody"

BESTER TONSCHNITT "Bohemian Rhapsody"

BESTE DOKUMENTATION "Free Solo"

BESTER ANIMATIONSFILM "Spider-Man: Into the Spider-Verse"

BESTER KURZFILM "Skin"

BESTER ANIMIERTER KURZFILM "Bao"

BESTER DOKUMENTAR-KURZFILM "Stigma Monatsblutung"

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