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Inspiration fürs Gschnas: Filmfasching und Kostümfilme

Netflix
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Heute ist Faschingsdienstag. Wer immer noch kein Kostüm gefunden hat, könnte sich vom schillernden Kinofundus inspirieren lassen. Eine kleine Streaming-Kollektion toller (Ver-)Kleidungsfilme.

Eine selbstironische Schneewittchen-Adaption

„Mirror Mirror“, 2012
Zu sehen auf Netflix

Im 21. Jahrhundert hat sich Hollywood in eine Faschingsindustrie verwandelt: Der Erfolg der Traumfabrik gründet fast nur noch auf Filmen über tollkühne Typen in bunten Kostümen. Auch abseits von Superheldenblockbustern ist Verlass auf die US-Kinokultur, wenn es um Inspiration fürs nächste Gschnas geht. Jeder rote Oscarteppich liefert eine Fülle an Vorbildern für extravagante Verkleidung, kaum ein Leinwandausflug ins Fantastische kommt ohne exzentrischen Federschmuck aus. Manchmal stellt Letzterer sogar den Hauptgrund dar, sich einen Film anzusehen – etwa bei Tarsem Singhs selbstironischer „Schneewittchen“-Adaption „Mirror Mirror“. Die Märchen-Modernisierung ist nur mäßig bezaubernd, doch die Kostüme der legendären, kurz vor Veröffentlichung verstorbenen Designerin Eiko Ishioka sind es allemal. Zu den Highlights zählen Schiffs- und Schwanhüte, lockige Turmfrisuren in allen Farben des Regenbogens – und Armie Hammer im Zylinder mit Häschenohren. Wenn die Zwerge auf Beutezug gehen, tragen sie schwarze Larven und schlagen auf pneumatischen Stelzen Saltos wie groteske Harlekine. Julia Roberts wechselt als böse Königin Kleider wie Socken, eines exzentrischer als das andere. Ein herrlich schräger Augenschmaus.

Ein Geheimtipp aus dem Maken-Genre

„You're Next“, 2013
Zu sehen auf Netflix

Horror ist das Maskengenre schlechthin. Nicht erst seit „Freitag der 13.“ treiben dort vermummte Monster und Missetäter ihr Unwesen – denn die Ungewissheit, wer hinter dem falschen Gesicht steckt, steigert den Schrecken. Die Auswahl an ikonischen Kunstfratzen ist so groß, dass es schwerfällt, eine als Nonplusultra hervorzuheben – also lieber ein Geheimtipp: Im hintersinnigen Neo-Slasher „You're Next“ wird ein Großfamilientreff von kaltblütigen Killern mit Tierköpfen (Tiger, Wolf und Lamm) attackiert. Die Freundin des mittleren Bruders der Sippe (Sharni Vinson) hat jedoch keine Lust, sich einfach so abschlachten zu lassen – und schreitet mit Rambokaracho zum blutigen Gegenangriff.

Tom Cruise und die lebensechten Latexmasken

"Mission: Impossible“, Reihe ab 1996
Zu sehen auf Amazon

Die meisten kennen und lieben die „Mission: Impossible“-Reihe aufgrund ihres Stars, Tom Cruise – und seiner todesmutigen Stunts, die er mit jeder weiteren Episode in neue, noch schwindelerregendere Höhen zu treiben sucht. Doch an zweiter Stelle im Trademark-Ranking steht der mit der Serie assoziierte Mummenschanz-Aspekt. Bereits in Brian De Palmas wegweisendem ersten Teil wurde der Schmäh etabliert, dass sich die Agenten der „Impossible Missions Force“ dank lebensechter Latexmasken und elektronischer Stimmenversteller unschwer in jede Person ihrer Wahl verwandeln können – was freilich eine Steilvorlage für allerlei Plotttwists bietet, deren Unberechenbarkeit Fans zur Freude gereicht.

Das hat jeder in der Wühlkiste

„Die Maske des Zorro", 1998
Zu sehen auf Netflix, Sky

Der Zorro-Aufzug zählt zu den Klassikern unter den Faschingskostümen für Herren; wahrscheinlich, weil ihn so gut wie jeder ohne großen Aufwand, also mit ein paar Griffen in die hauseigene Wühlkiste, nachstellen kann. Handschuhe und Stiefel, ein provisorischer Umhang, ein Hut, ein Stoffschleier mit zwei Löchern drin (alles in Schwarz oder schwarz angemalt), bestenfalls noch ein Degen (aber ein Besenstiel tut's notfalls auch) – fertig ist die Fastnachtstracht. So gut wie Antonio Banderas in „Die Maske des Zorro“, Martin Campbells herzhaft-albernem Abenteuerhit aus den 1990ern, sieht man darin zwar ziemlich sicher nicht aus – aber man hat ja auch kein 95-Millionen-Dollar-Budget zur Verfügung.

Ben Stillers großartige Persiflage auf die Couture-Szene

"Zoolander", 2001
Zu sehen auf Amazon

Auf dem Laufsteg ist jeden Tag Karneval. Der Grat zwischen Modekunst und Couture-Katastrophe ist schmal – nicht selten werden auf dem Catwalk Kollektionen präsentiert, die selbst bei Kennern nur Kichern und Kopfkratzen hervorrufen. Ben Stiller hat das komische Potenzial der Modelwelt erkannt – und in seinem Meisterwerk „Zoolander“ auf die Spitze getrieben. Hier tummeln sich Paradiesvögel, deren Narzissmus nur von ihrer Naivität übertrumpft wird. Primus im Eitelkeitstheater: das von Stiller gespielte Supermodel Derek Zoolander. Konkurrenz durch Aufsteiger Hansel (Owen Wilson) stürzt den liebenswerten Dummbatz in eine tiefe Existenzkrise – und befördert eine Lehrreise, die durch einen Wald aus abstrusen Verschwörungen und vielfachen Promi-Gastauftritten (darunter David Bowie und Donald Trump) an die Grenzen seines glitzernden Horizonts führt. Der Film besticht mit genial debilen Dialogen, erzählerischer Tiefe hinter der Satire (auch Terrence Malick zählt zu seinen Fans) – und mit aberwitzigen Kostümen, die den schillernden Exzess und Eklektizismus modernen Kleiderdesigns ebenso zelebrieren wie persiflieren. Großartig: Will Ferrell als hysterischer Bösewicht Mugatu.


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