Frankreichs goldene, düstere Kino-Ära

Schon die allererste Produktion der von den Nazis gegründeten Filmfirma Continental war ein Sensationserfolg: „Premier rendez-vous“ (1941), eine leichtfüßige Liebeskomödie mit Danielle Darrieux.
Schon die allererste Produktion der von den Nazis gegründeten Filmfirma Continental war ein Sensationserfolg: „Premier rendez-vous“ (1941), eine leichtfüßige Liebeskomödie mit Danielle Darrieux.(c) Filmarchiv Austria
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Das französische Kino der Besatzungszeit hat einen zweischneidigen Ruf: Gefeiert aufgrund künstlerischer Qualitäten, verfemt als Produkt der Kollaboration mit den Nazis. Eine Filmschau widmet sich dieser widersprüchlichen Blütezeit.

Wenn alles schnurrt, die Qualität stimmt und das Geschäft floriert – dann spricht man in der (Studio-)Filmgeschichtsschreibung von einem goldenen Zeitalter. Hollywood, so heißt es, habe zwischen 1930 und 1950 besonders hell geglänzt – ein relativ unverfängliches Intervall. Doch in Frankreich wird der Begriff oft für die Phase zwischen 1941 und 1944 gebraucht – just für die Zeit der Okkupation durch NS-Deutschland also. Wie lässt sich das vereinbaren? Eine Phase der Unterdrückung und Unfreiheit als Quell kreativer Blüte? So einfach ist es freilich nicht. Aus heutiger Sicht scheint die Ära weder golden noch finster, sondern vielmehr „schillernd grau“ – so der treffende Titel einer Retrospektive des Filmarchivs Austria, die noch bis 1. Mai im Wiener Metro Kinokulturhaus zu sehen ist.

Die Chancen für eine künstlerische Entfaltung standen damals schlecht. In einem Memorandum führte Robert Brasillach, ranghoher Filmbeamter der Vichy-Regierung, drei Hauptziele der deutschen Besatzer im Hinblick auf das französische Kino an: „Erstens: die Kontrolle über das wichtigste Propagandainstrument in Frankreich zu gewinnen. Zweitens: aus dem Ansehen des französischen Films für die eigene Auslandspropaganda Vorteile zu ziehen. Drittens, und das ist entscheidend, auch wenn es nicht so aussieht: sich künftig die finanziellen Gewinne aus einem Gewerbe zu sichern, das, wenn es nur gut organisiert wird, ziemlich einträglich sein dürfte.“

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