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Was Journalisten und Superhelden gemeinsam haben: Die besten Journalismus-Filme auf Netflix, Amazon & Co.

Tom Hanks und Meryl Streep als Blattmacher in „Die Verlegerin“.
Tom Hanks und Meryl Streep als Blattmacher in „Die Verlegerin“.DreamWorks Pictures
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Journalismus oder Journaille? Das Image der vierten Gewalt ist im Film hart umkämpft. Zum baldigen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai empfehlen wir sieben Filme über Meinungsmacher, Sensationsschinder und Wahrheitskämpfer.

The Post (Die Verlegerin)

Von Steven Spielberg, 2017
Zu sehen auf Sky

Das filmische Image von Journalismus war lange Zeit geprägt von einer Kreuzung aus rasendem Reporter und rücksichtslosem Papparazzo. Im klassischen Hollywoodkino wimmelt es nur so von aufdringlichen, stift- und blockbewehrten Nervensägen mit Fotoapparat im Anschlag, immer auf der Suche nach dem nächsten großen „Scoop“, der exklusiven, explosiven Meldung. Die Vorstellung, dass Medien mehr sind als zynischer Boulevard, dass sie vielleicht sogar eine gesellschaftliche Funktion erfüllen, sickerte auf der Leinwand nur langsam durch. Wegweisend war „Die Unbestechlichen“ (1976), Alan J. Pakulas Dramatisierung der Washington-Post-Enthüllungen rund um die Watergate-Affäre: Die Rechercheure Woodward und Bernstein erschienen darin als hartnäckige Detektive – und rechtschaffene Helden. Seither entstehen periodisch Filme, die (Qualitäts-)Journalismus als unabhängige Kontrollinstanz der Gesellschaft hochhalten: „The Insider“ (1999) von Michael Mann, „Spotlight“ (2015) von Tom McCarthy – und zuletzt Steven Spielbergs „Die Verlegerin“. Wieder wird die „Washington Post“ gewürdigt – wobei es diesmal eher die Blattmacher (Meryl Streep und Tom Hanks) als die Fußsoldaten sind, die im Rampenlicht stehen.

Nightcrawler

Von Dan Gilroy, 2014
Zu sehen auf Netflix

Oft wurde der Quotenfetischismus des Fernsehens im Konkurrenzmedium Kino angeprangert – doch selten mit derartiger Konsequenz wie hier: Jake Gyllenhaal gibt einen asozialen, undurchsichtigen Kleinkriminellen, der seine moralische Verwahrlosung in ein Talent für Tatortreportagen ummünzt. In der ehrgeizigen TV-Redakteurin Nina (Rene Russo) findet er eine dankbare Abnehmerin grenzwertiger Sensationsaufnahmen – und sieht schon bald die Chance gekommen, sich selbstständig zu machen. Eine Parabel auf zügellosen Erfolgswahn, düster schimmernd wie die Nächte von Los Angeles.

Anchorman

Von Adam McKay, 2006
Zu sehen auf Netflix

Das kompakteste und lustigste Kapitel der Mannskinder-Tetralogie von Will Ferrell und Adam McKay spielt in einer Zeit, in der „die Menschen alles glaubten, was sie im Fernsehen hörten“ – umso mehr, wenn es von der sonoren Stimme eines schnauzbärtigen Nachrichtensprechers vorgetragen wurde. Ron Burgundy ist Ferrells markanteste Comedy-Kreation: Ein Ausbund von Selbstüberschätzung, getrieben von blindwütigem Machismo und Minderwertigkeitskomplexen – doch liebenswert in seiner himmelschreienden Naivität. Achtung: Burgundys dummdreiste Sprüche erfreuen vor allem im englischen Original.

Schtonk!

Von Helmut Dietl, 1992
Zu sehen auf Netflix

Der Fall Relotius hat die Debatte um journalistische Fälschungen neu aufkochen lassen – in Zeiten von „Lügenpresse“-Rufen ein besonders heikles Thema. Schon 1983 erschütterte die unhinterfragte Veröffentlichung fingierter Hitler-Tagebücher im „Stern“ die deutsche Medienlandschaft. „Schtonk!“ verwurstet die Affäre zu einer starbesetzten Satire.

Breaking News

Von Johnnie To, 2004
Zu sehen auf Amazon

Medien wird oft Manipulation vorgeworfen. Seltener, dass sie selbst manipulierbar sind. Hier exerziert Hongkong-Actionmeister To diese Möglichkeit anhand eines Banküberfalls durch, dessen desaströser Ausgang zum Leidwesen der Polizei live im Fernsehen übertragen wird. Anschließend versuchen beide Seiten, das Publikumsinteresse für ihre Zwecke zu nutzen.

Superman

Von Richard Donner, 1978
Zu sehen auf Sky

Ist es Zufall, dass die Alter Egos von Superhelden oft Journalisten sind? Spider-Man knipst als Peter Parker Fotos seiner Heldentaten für den jähzornigen Chef des Revolverblattes „Daily Bugle“. Und hinter dem Blauen Strampelanzug Supermans versteckt sich bekanntlich der schüchterne „Daily Planet“-Reporter Clark Kent, unsterblich verliebt in seine furchtlose Kollegin Lois Lane. Implizit wird der Beruf so aufgewertet: Mensch und Übermensch treten für das Gute ein – und bilden eine Identität.

3 Tage in Quiberon

Von Emily Atef, 2018
Zu sehen auf Amazon

Das kammerspielartige Romy-Schneider-Biopic zählt zu den wenigen Filmen, die einer Journalistenfigur charakterliche Ambivalenzen gewähren. Zunächst scheint Robert Gwisdek als „Stern“-Interviewer Michael Jürgs wenig sympathisch: Mit fragwürdigen Strategien versucht er, dem Superstar intime Bekenntnisse aus der Seele zu ziehen. Doch er ist nicht frei von Mitgefühl – und seine Verhöre geraten letztlich zur überfälligen Therapiesitzung für die entnervte Schauspiellegende.

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